Gallensteine - typische Risikofaktoren
Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung haben Gallensteine; zwei Drittel der betroffenen Personen sind weiblich. Die gute Nachricht: die meisten von ihnen bleiben beschwerdefrei und müssen daher nicht behandelt werden. Zu den typischen Risikofaktoren zählen neben dem Alter (ab 40) auch erbliche Veranlagungen, starkes Übergewicht, Erkrankungen der Leber (häufig als Folge von Alkoholkonsum) und ungesunde Ernährung. Auch sind blonde Frauen und Frauen mit mehreren Kindern deutlich häufiger betroffen.Oftmals sind die Gallensteine so klein, dass sie mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden werden. Selbst Steine, die so groß sind wie eine Kirsche, verursachen meistens keine Beschwerden. Dabei kommt es jedoch immer darauf an, wo die Gallensteine in der Blase liegen. Wenn sie nämlich den Ausgang der Gallenblase blockieren, kann es zu den gefürchteten Gallenkoliken kommen, die bis zu mehreren Stunden andauern.
Aber auch Schmerzen im Oberbauch, atypische Völle- und Druckgefühle, Aufstoßen und Blähungen können bereits auf Gallensteine hindeuten.
Keine Panik, aber …
Inzwischen werden in Deutschland fast 200.000 Gallenblasen pro Jahr entfernt. Der Eingriff ist relativ unkompliziert (minimal-invasiv), sollte jedoch – wie jeder chirurgische Eingriff – wohl überlegt sein. Solange die Gallensteine, die übrigens sehr häufig zufällig bei einer Routine-Ultraschall-Untersuchung des Bauchraums entdeckt werden, keine Beschwerden verursachen, besteht auch kein Grund zur Panik.Nur wenn sich Gallensteine wiederholt bilden und dauerhafte Beschwerden verursachen, ist Vorsicht geboten. Dann erhöht sich das Risiko für Gallenblasenkrebs, der jedoch recht selten vorkommt. Außerdem kann es zu einer krankhaften Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen.
Seit einigen Jahren diskutieren Wissenschaftler außerdem einen Zusammenhang zwischen Gallensteinen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schon 1983 fanden amerikanische Ärzte einen Zusammenhang zwischen Gallensteinen und Arteriosklerose. Auch eine deutsche Untersuchung wies vor einigen Jahren einen Zusammenhang zwischen Gallensteinen und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall nach. Allerdings streitet man noch darüber, ob eine Entfernung der Gallenblase diese Risiken vermindert oder sogar erhöht.
Darum mein Ratschlag: Sollten Sie das Gefühl haben, mit Ihrer Gallenblase könnte etwas nicht in Ordnung sein, reden Sie mit Ihrem Arzt. Mit einer einfachen Ultraschall-Untersuchung kann er recht schnell Gewissheit schaffen und mit Ihnen dann die möglichen Behandlungen erörtern.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.