Besonders gefährlich: Arzneimittel aus dem Internet
Bereits 2016 haben Wissenschaftler der Universität Osnabrück in einem zweijährigen Projekt festgestellt, dass nahezu jedes zweite Medikament, das im Internet angeboten wird, eine Fälschung ist. Gleich vorweg: Ich möchte damit nicht alle Internet-Apotheken unter Generalverdacht stellen. Aber die Gefahr ist einfach da und lässt sich nicht wegdiskutieren. Und – um auch das gleich klarzustellen – auch stationäre Apotheken sind nicht vor Fälschungen gefeit. So ergab eine Umfrage der Apothekenverbände, dass auch jeder sechste Apotheker bereits mindestens einmal bewusst ein gefälschtes Medikament in den Händen hatte. Oftmals von Patienten, die es im Internet bestellt und unsicher waren. Manchmal jedoch auch als offizielle Lieferung.Dazu kommt: Es gibt nicht nur nachgemachte Medikamente, manchmal stecken auch einfach nur andere (billigere) Arzneimittel in der Packung oder die Wirkstoffmenge entspricht nicht den aufgedruckten Angaben.
Der Grund für die Fälschungsflut ist simpel. Damit lässt sich sehr einfach viel Geld verdienen.
Kein Kavaliersdelikt
Dabei handelt es sich bei Medikamentenfälschungen keinesfalls um ein Kavaliersdelikt. Oftmals wird abgewiegelt, wenn das im Internet bestellte Potenzmittel – übrigens nach wie vor eines der meistgefälschten Medikamente – nicht wirke, sei das ja nicht so schlimm. Gefälscht werden aber genauso auch Cholesterin- und Blutdrucksenker, AIDS- oder Krebs-Medikamente und vieles mehr. Und wenn die nicht wirken, kann das nicht selten lebensbedrohliche Folgen haben. Ganz zu schweigen von den Inhaltsstoffen der Fälschungen und deren (Aus-) Wirkungen.Wie Sie sich schützen können
Generell ist es für Laien sehr schwer, sich vor gefälschten Medikamenten zu schützen. Auch, wenn sich die Hersteller mit Sicherheitsmerkmalen wie Wasserzeichen oder Hologrammen auf den Packungen schützen wollen – kaum aufgebracht wird auch das von den Fälschern nachgemacht. Der Zoll hat sogar schon Medikament-Fälschungen mit aufgedruckten Sicherheitsmerkmalen sichergestellt, die auf dem Original gar nicht vorhanden waren.Darum: Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass die Verpackung „original“ aussieht, eine Seriennummer (manchmal auch als Strichcode) aufweist und dass ein ausführlicher Beipackzettel beiliegt. Und kaufen Sie Ihre Medikamente beim Apotheker Ihres Vertrauens oder – falls doch im Internet – dann bitte nur bei Online-Apotheken aus Deutschland oder der EU, die anerkannte Gütesiegel tragen.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.