Welche Therapie ist die richtige?
Über die möglichen Ursachen streiten sich – wie man so schön sagt – nach wie vor die Gelehrten. Vermutet wird eine neurogene Übererregbarkeit. Gleiches gilt übrigens für die möglichen Therapien. Heute werden Wadenkrämpfe häufig mit Magnesium behandelt. Allerdings gibt es auch hier nur wenig aussagekräftige Studien. Zumindest bei schwangeren Frauen konnte eine Wirksamkeit in einer kleinen Studie nachgewiesen werden. Weil Magnesium aber in der Regel gut verträglich ist, ist es für viele das Mittel der Wahl.Anders sieht es mit Chinin aus. In den USA wird bereits seit 2009 wegen der starken Nebenwirkungen und eines mangelnden Wirksamkeitsnachweises dringend von Chinin zur Behandlung von Wadenkrämpfen abgeraten. Und auch in Deutschland ist Chinin inzwischen – glücklicherweise – nur noch auf Rezept erhältlich. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt heute wie auch das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte), Chinin erst nach einem nicht erfolgreichen Behandlungsversuch mit Magnesium einzusetzen. Auch ein Flüssigkeitsmangel kann Ursache für Wadenkrämpfe sein. Übermäßiger Alkoholkonsum oder zu viel Kaffee und Zigaretten sind ebenfalls Risikofaktoren. Dasselbe gilt auch für Dauerstress.
Stretching hilft bei Krämpfen
Bevor jemand im Selbstversuch als angeblich wirksam beworbene Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt, sollte Frau oder Mann jedoch erst einmal ausprobieren, ob nicht etwas ganz anderes hilft. Bei häufig auftretenden nächtlichen Wadenkrämpfen hat es sich beispielsweise gezeigt, dass eine Veränderung der Schlafposition helfen kann. Dabei geht es darum, die sogenannte Spitzfußstellung zu vermeiden, bei der die Zehen zu stark in Richtung Knie gezogen werden. Auf dem Rücken liegend kann man dazu beispielsweise die Fußsohlen leicht an das Bettende stemmen und so eine Dehnung der Wadenmuskulatur vermeiden. Auf dem Bauch liegend hilft es, die Füße über das Ende der Matratze herausragen zu lassen.Auch regelmäßige Dehn- und Streckübungen der Bein-, Waden- und Fußmuskulatur können helfen.
Vorsicht, wenn Wadenkrämpfe zu häufig auftreten
Falls die Krämpfe in der Muskulatur allerdings zu häufig auftreten, sollten Sie auf jeden Fall mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Denn Wadenkrämpfe können auch als mögliche Nebenwirkung von Arzneimitteln auftreten oder auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen. Das reicht von Infektionen, Diabetes mellitus und diverse Darmerkrankungen über eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung oder eine Schilddrüsenüberfunktion bis hin zur Nierenschwäche. Bei all diesen Erkrankungen wird die Aufnahme von Nahrungsstoffen gestört, es kommt zu einer Unterversorgung, die sich wiederum in Wadenkrämpfen äußern kann.Anhand einer einfachen Blutuntersuchung kann Ihr Arzt diese Möglichkeiten ausschließen und Ihnen auch darüber hinaus mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.