Trainingserfolg scheint vererblich
Bereits in den 1990er Jahren hatten Forscher aus Louisiana (USA) in einer groß angelegten Studie 750 Menschen aus 200 Familien fünf Monate lang bei einem wissenschaftlich überwachten, regelmäßigen Training beobachtet, das für alle Teilnehmer gleich war. Ihr Resultat: Bei fast allen verbesserte sich die Herz-Kreislauf-Fitness. Bei einigen jedoch nur sehr wenig, bei anderen dagegen sehr deutlich.Dabei fiel den Forschern auf, dass die Trainingserfolge und auch -misserfolge in manchen Familien gehäuft auftraten. Daraus schlossen sie, dass scheinbar auch komplexe genetische Strukturen im Körper Einfluss auf die Trainierbarkeit haben.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen jüngst auch Wissenschaftler der Universität Tübingen. Sie untersuchten, wie sich der Körper molekular an das sportliche Training anpasst. Auch ihnen fiel auf, dass bei rund jedem fünften das Training nicht den gewünschten Erfolg brachte.
Auf das Training kommt es an
Sollte auch bei Ihnen trotz regelmäßigem Sport also schon mal das Gefühl aufgekeimt sein „Das bringt ja doch alles nicht“ – dann gehören auch Sie vielleicht zu den 20 Prozent, bei denen das Training nicht so stark anschlägt, wie bei anderen.Ich habe die Formulierung „nicht so stark“ ganz bewusst gewählt. Denn deshalb sollten Sie noch lange nicht aufgeben. Zum einen verbesserte sich bei den betroffenen Testpersonen in der Regel nur eine der eingangs genannten Zielgrößen nicht, alle anderen aber meistens sehr wohl. Zum anderen kommt es auch immer stark auf das Training an. Auch das haben Studien bereits mehrfach nachgewiesen. Alle Menschen reagieren unterschiedlich und jeder muss für sich selbst herausfinden, mit welcher Sportart er oder sie die individuell besten Ergebnisse erzielt.
Keine Abnahme trotz Sport
In diesem Zusammenhang möchte ich abschließend auch noch eine aktuelle Studie aus Arizona (USA) zitieren. Sie zeigte nämlich, dass von knapp 100 Frauen, die dreimal pro Woche auf dem Laufband trainierten, nach 12 Wochen nur ein Drittel leicht abgenommen hatten, zwei Drittel hatten sogar mehr Körperfett als zuvor. Der Grund war bei genauer Betrachtung simpel: Die Frauen hatten den Kalorienverbrauch durch Sport stark überschätzt und sich nach dem Training häufiger „mal etwas Gutes“ gegönnt. Bewegung kann aber nur beim Abnehmen helfen, wenn man auch die Ernährung verändert und Kalorien reduziert.Darum abschließend mein Ratschlag: Lassen Sie sich keinesfalls entmutigen. Sport und regelmäßige Bewegung sind gut, richtig und wichtig für Ihren Körper und Ihr Wohlbefinden. Und wenn sich der gewünschte Erfolg nicht gleich einstellt, verlieren Sie nicht den Mut. Machen Sie weiter. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.