Der plötzliche Herztod bei Sportlern hat viele Ursachen Gerd Altmann auf Pixabay
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Der plötzliche Herztod bei Sportlern hat viele Ursachen

Der plötzliche Herztod ist ein tragisches Ereignis, das uns besonders erschreckt, wenn er bei Sportlern auftritt, die als Sinnbild für Gesundheit und Fitness stehen. Obwohl der plötzliche Herztod bei jungen und trainierten Menschen selten ist, kommt es doch immer wieder zu solchen Fällen, was Forscher und Mediziner alarmiert. Eine Erkenntnis ist dabei, dass unerkannte und bevorstehende Herzerkrankungen sowie Medikamenten- und Drogenmissbrauch eine zentrale Rolle spielen.

Was ist der plötzliche Herztod?

Der plötzliche Herztod tritt auf, wenn das Herz unerwartet und schnell seine Funktion einstellt. Häufig ist eine Herzrhythmusstörung die Ursache. Das Herz kann den Blutfluss nicht mehr aufrechterhalten, was zu einem sofortigen Kreislaufstillstand führt. Ohne sofortige medizinische Hilfe kommt es binnen Minuten zum Tod.

Im Sport ist der plötzliche Herztod besonders dramatisch, weil er meist ohne Vorwarnung während oder unmittelbar nach einer körperlichen Anstrengung eintritt. Häufige Ursachen für den plötzlichen Herztod bei Sportlern sind angeborene oder unentdeckte Herzerkrankungen, darunter:

Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM): Eine genetische Erkrankung, bei der sich der Herzmuskel verdickt und die Pumpfunktion beeinträchtigt.

Koronare Herzkrankheit (KHK): Ablagerungen in den Herzarterien können den Blutfluss einschränken und bei Anstrengung zu Herzrhythmusstörungen führen.

Angeborene Herzfehler: Manchmal bleibt eine angeborene strukturelle Abnormalität des Herzens unentdeckt, bis es zu einem tödlichen Ereignis kommt.

Drogen als versteckter Risikofaktor

Bei etwa jedem dritten Fall von plötzlichem Herztod bei Sportlern sind Drogen im Spiel. Hierzu zählen sowohl illegale Substanzen als auch leistungssteigernde Mittel wie Steroide oder Stimulanzien. Diese Drogen können das Herz schwer belasten, insbesondere in Kombination mit intensiver sportlicher Aktivität. Hervorzuheben sind:

Anabole Steroide: Anabole Steroide, die oft zur Förderung des Muskelwachstums und der sportlichen Leistungsfähigkeit eingesetzt werden, stehen in direktem Zusammenhang mit schweren Herzproblemen. Der Missbrauch von Steroiden kann zu Bluthochdruck, Herzmuskelverdickung und einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen führen. Langfristig schädigen Steroide die Herzmuskulatur, was die Gefahr eines plötzlichen Herztodes erheblich erhöht.

Stimulanzien: Stimulanzien wie Amphetamine, die in der Sportwelt oft für erhöhte Ausdauer und Konzentration verwendet werden, haben eine stark anregende Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Sie können den Herzschlag beschleunigen, den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herzrhythmusstörungen signifikant steigern. In extremen Fällen führt dies zu einem Herzinfarkt oder zu Kammerflimmern, das den plötzlichen Herztod zur Folge haben kann.

Kokain: Kokain ist eine besonders gefährliche Droge in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System. Es erhöht massiv den Herzschlag und den Blutdruck und führt zu Verengungen der Herzkranzgefäße. Kokain ist dafür bekannt, akute Herzinfarkte und schwerwiegende Herzrhythmusstörungen auszulösen, selbst bei jungen, gesunden Menschen. Im Zusammenhang mit sportlichen Belastungen potenziert sich dieses Risiko drastisch.

Sport und Drogen: Eine gefährliche Kombination

Sportliche Aktivität belastet das Herz-Kreislauf-System stark, besonders bei intensiver Ausübung. Während dies bei gesunden Sportlern in der Regel positiv ist, kann es bei dem Vorliegen unerkannter Herzerkrankungen oder unter Einfluss von Drogen katastrophale Folgen haben.

Die körperliche Anstrengung beim Sport erhöht den Sauerstoffbedarf des Herzens. Wenn das Herz jedoch durch Drogenmissbrauch bereits geschädigt oder belastet ist, kommt es leichter zu Herzrhythmusstörungen. Der plötzliche Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz durch leistungssteigernde Drogen bringt das Herz schnell an seine Belastungsgrenze.

Hinzu kommt, dass viele leistungssteigernde Substanzen die Warnsignale des Körpers dämpfen, wie etwa Erschöpfung oder Schmerzen, sodass Sportler unter Drogen weiter trainieren, selbst wenn ihr Körper bereits überlastet ist. Dies erhöht das Risiko eines plötzlichen Herztodes erheblich.

Eine australische Untersuchung hat gezeigt, dass bei 523 Personen mit plötzlichem Herztod (unabhängig vom Sport) im Alter von 18 - 50 Jahren und bestätigter kardialer Ursache, in 33 Prozent der Fälle Drogen im Blut nachgewiesen werden konnten. Cannabis war dabei die häufigste Droge.

Prävention: Wie kann man das Risiko senken?

Um den plötzlichen Herztod bei Sportlern zu verhindern, können verschiedene Präventionsmaßnahmen ergriffen werden:

Regelmäßige Gesundheitschecks: Sportler, insbesondere im Leistungsbereich, sollten sich regelmäßigen Herzuntersuchungen unterziehen. EKGs, Echokardiogramme und Belastungstests können helfen, unentdeckte Herzprobleme frühzeitig zu erkennen.

Aufklärung über Drogenrisiken: Es ist entscheidend, dass Sportler über die Risiken von Drogen und leistungssteigernden Substanzen informiert werden. Der Missbrauch von Drogen im Sport wird oft unterschätzt. Ein umfassendes Anti-Doping-Programm und strikte Kontrollen sind notwendig, um den Gebrauch gefährlicher Substanzen zu verhindern.

Begrenzung von Überbelastung: Es ist wichtig, dass Sportler lernen, die Grenzen ihres Körpers zu respektieren. Übertraining kann das Herz stark belasten und sollte vermieden werden. Ein ausgewogenes Trainingsprogramm und ausreichende Erholungsphasen sind entscheidend für die Herzgesundheit.
Prof Manfred Zehender
Zur Person


Professor Dr. Manfred Zehender ist Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik und einer der führenden Herzspezialisten in Deutschland.

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