Blutdruck Blutdruck Gerald Oswald auf Pixabay
  • 10. Januar 2024
  • Prof. Dr. Dr. Med. Dr. H. C. Manfred Zehender
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Warum Frauen beim Blutdruck stärker gefährdet sind als Männer

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Der Blutdruck ist ein entscheidender Parameter für die Herzgesundheit. Er unterliegt nicht nur individuellen Unterschieden, sondern zeigt auch geschlechtsspezifische Variationen. Diese Unterschiede sind bedeutsam wie wir inzwischen wissen - für die Lebenserwartung ebenso wie die Therapie des Bluthochdrucks.
Der Blutdruck, so viel vorweg, wird durch zwei Werte ausgedrückt: den systolischen Druck, das ist der höhere Wert während der Herzkontraktion, und den diastolischen Druck, das ist der niedrigere Wert während der Entspannungsphase des Herzens. Ein normaler Blutdruck ist entscheidend für die Aufrechterhaltung einer effizienten Blutzirkulation und die Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein hoher Blutdruck oberhalb dem nach WHO-Richtlinie definierten Wert von 140/90 mmHg, erhöht dagegen das kardiovaskuläre Risiko wie Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich.

Niedrigerer Blutdruck bei jüngeren Frauen

Forschungen haben gezeigt, dass es Unterschiede im durchschnittlichen Blutdruck zwischen Männern und Frauen gibt. Bei Frauen ist der Blutdruck tendenziell niedriger als bei Männern, insbesondere bis zu einem gewissen Alter. Dies ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter Hormone, Blutvolumen und die Elastizität der Blutgefäße.

Die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron haben einen signifikanten Einfluss auf den Blutdruck. Östrogen hat gefäßerweiternde Eigenschaften, was dazu beitragen kann, den Blutdruck zu senken. Während der Menopause, wenn die Östrogenspiegel sinken, können Frauen einen Anstieg des Blutdrucks erleben, der dem von Männern ähnlicher wird. Darüber hinaus ist zu beachten, dass mit zunehmendem Alter die Aorta und die Blutgefäße allgemein steifer werden. Bei älteren Menschen, insbesondere bei Frauen und hier wieder vor allem bei kleinen Frauen mit einer kurzen Schlagader, kann dies zu einer fälschlichen Unterschätzung des am Arm gemessenen Blutdrucks führen. Denn die Steifheit der Gefäße lässt den gemessenen Blutdruck niedriger erscheinen, als er tatsächlich ist.

Auswirkungen auf die Herzgesundheit

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Blutdruck haben direkte Auswirkungen auf die Herzgesundheit. Frauen neigen dazu, eine geringere Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck in jüngeren Jahren zu haben, was einen schützenden Effekt für das Herz-Kreislauf-System darstellen kann. Allerdings steigt das Risiko für Frauen nach der Menopause, wenn die schützenden Wirkungen von Östrogen nachlässt rasch an und schließt zehn Jahre nach der Menopause zu den Männern auf.

Aktuelle Studien zeigen dabei, dass das kardiovaskuläre Risiko bei Frauen bereits bei niedrigeren Blutdruckwerten deutlicher ansteigt als bei Männern. Dies bedeutet auch, dass Frauen früher und konsequenter behandelt werden sollten, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren.

Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Medikamenten

Grundsätzlich erhalten Männer häufiger Medikamente zur Behandlung von hohem Blutdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen. Frauen nehmen dagegen im Durchschnitt aber mehr Medikamente ein als Männer. Sie führen auch häufiger Selbstbehandlungen mit rezeptfrei erhältlichen Präparaten durch. Frauen halten sich zudem seltener an medikamentöse Vorschreibungen von Ärztinnen und Ärzten.

Vor diesem Hintergrund: Wie aber steht es mit der Wirksamkeit und Verträglichkeit von blutdrucksenkenden Medikamenten? Bei Antihypertensiva sind bisher nur geringe Unterschiede zwischen Männern und Frauen erkennbar. Beide Geschlechter profitieren gleichermaßen von der Blutdrucksenkung durch verschiedene Medikamente.

Allerdings unterscheiden sich Frauen und Männer durchaus in puncto Nebenwirkungen. Frauen, die zur Blutdrucksenkung Diuretika einnehmen, zeigen häufiger Elektrolytstörungen als Männer. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Auswirkungen von Diuretika bei Frauen genauer zu überwachen, um potenzielle Komplikationen zu vermeiden. Kalziumantagonisten führen bei Frauen vermehrt zum Auftreten von Beinödemen und ACE-Hemmer sind bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für Husten verbunden.

Männer, die Betablocker einnehmen, berichten dagegen häufiger über Erscheinungen von Impotenz und erleiden unter der Anwendung von Diuretika tendenziell Gichtanfälle. Diese geschlechtsspezifischen Phänomene sollte bei der Medikamentenwahl und -überwachung berücksichtigt werden.

Fazit

Geschlechtsspezifische Unterschiede im Blutdruck und bei der Anwendung von Antihypertensiva verdeutlichen die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung der Herzgesundheit. Die Beachtung individueller Risikofaktoren, Nebenwirkungen und geschlechtsspezifischer Reaktionen auf Medikamente ist entscheidend, um personalisierte und effektive Behandlungsansätze zu entwickeln. Die enge Zusammenarbeit zwischen Patienten und medizinischem Fachpersonal ist dabei unerlässlich, um eine optimale Herzgesundheit für jeden Einzelnen zu gewährleisten.
Prof Manfred Zehender
Zur Person


Professor Dr. Manfred Zehender ist Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik und einer der führenden Herzspezialisten in Deutschland.

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