Besonders anfällig und gefährdet sind ältere Menschen, da ihr Immunsystem im Laufe der Jahre an Effizienz verliert. Für sie steigt das Risiko schwerwiegender Komplikationen, die nicht selten einen Krankenhausaufenthalt erfordern. Influenza kann bei dieser Bevölkerungsgruppe zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Lungenentzündung und sogar Herzinfarkt führen. So zeigt sich im spanischen Herzinfarktregister, dass bei über 65-Jährigen das Herzinfarktrisiko bei Ungeimpften in der Grippesaison doppelt so hoch ist wie bei Geimpften. Die Grippe scheint eine Verschlechterung von Gefäß-Entzündungen in den erkrankten Herzkranzgefäßen auszulösen.
Noch erstaunlicher: Selbst wenn Patienten mit einem akuten Herzinfarkt innerhalb von 72 Stunden nach Ereignisbeginn gegen Grippe geimpft werden, ist die Sterblichkeit dieser Patienten in den Monaten nach dem Infarkt nur halb so hoch wie bei Ungeimpften. Das bedeutet, dass die Grippe das Risiko von Blutgerinnseln und Herzinfarkten erhöht. Sie belastet insbesondere ältere Menschen oder Personen mit vorbestehenden Herzproblemen.
Wem die Grippeimpfung hilft
Nur eine Grippeimpfung unterstützt also die Herzgesundheit und beugt einem Herzinfarkt vor. Sie tut dies genauso gut wie die wirksamsten Medikamente gegen kardiovaskuläre Risikofaktoren!Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung zudem insbesondere älteren Menschen ab 60 Jahren. Überdies sollten sich Schwangere ab dem 2. Trimenon, Personen mit chronischen Krankheiten der Atmungsorgane, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes, anderen Stoffwechselkrankheiten sowie bei Immunschwächen etwa durch HIV, Chemotherapien oder Transplantationen impfen lassen.
Zu bedenken ist ebenfalls, dass sich Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt wie betreute Risikopersonen leben, zur Impfung entscheiden. Auch Ärzte und medizinisches Personal gehören zu diesem Kreis an Menschen mit erhöhter Verantwortung.
Nach der Impfung dauert es dann rund 10 bis 14 Tage, bis der Impfschutz vollständig aufgebaut ist. Um rechtzeitig geschützt zu sein, empfehlen Mediziner, sich bis spätestens Mitte Dezember impfen zu lassen. Die Influenza-Impfung kann im Übrigen gleichzeitig mit einer Covid-Auffrischung erfolgen.
Ganzheitlicher Ansatz
Ein gesunder Weg durch den Winter erfordert neben der Grippe-Impfung - wie erwähnt - Achtsamkeit, gesunde Ernährung und sportliche Aktivitäten. Zur bewussten Lebensführung gehört es, zu Beginn der kalten Jahreszeit übermäßigen Stress zu vermeiden und sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Achtsamkeit kann so auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheitserregern stärken. Bei der Ernährung sollten nährstoffreiche Lebensmittel, reich an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen ausgewählt werden, die eine robuste Immunantwort fördern. Jede Form des Sports, insbesondere im freien, intensiviert gleichfalls die Abwehrkräfte des Körpers.Zu einem ganzheitlichen Gesundheitsansatz während der kalten Jahreszeit gehört es auch, sich generell vor gefährlichen Ansteckungssituationen zu schützen. Wo immer ein erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht, meiden sie diese Orte, wenn es Ihnen möglich ist. Oder schützen Sie sich in diesen Fällen durch die gängigen Hygieneregeln und das Tragen von Masken. Masken helfen nicht nur gegen Covid.
Mein abschließender Tipp:
Gönnen Sie sich in den nächsten Wochen regelmäßig eine schöne heiße Tasse Tee oder Schokolade oder einfach häufiger eine Auszeit und lassen Sie sich nicht vom Weihnachtsstress „anstecken“.Formularbeginn.

Professor Dr. Manfred Zehender ist Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik und einer der führenden Herzspezialisten in Deutschland.