Homöopathie: Umfrage zu alternativen Arzneimitteln in deutschen Apotheken thinkstock

Homöopathie: Umfrage zu alternativen Arzneimitteln in deutschen Apotheken

Welchen Stellenwert hat die Homöopathie bei deutschen Patienten? Die Auswertung einer Studie vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller veröffentlichte dazu interessante Zahlen und Fakten. Fakt ist: Die Nachfrage nach homöopathischen Mitteln erlebt einen klaren Aufwärtstrend.

Homöopathische Arzneimittel treffen in der Gesellschaft auf immer höhere Akzeptanz. Bereits jede vierte Apotheke in Deutschland hat sich zum Homöopathie-Zentrum erklärt. 94 Prozent der mehrmals täglich vom Kunden nachgefragten Medikamente sind in diesen Apotheken Homöopathika. Durchschnittlich liegt der Wert bei immerhin 70 Prozent, berücksichtigt man alle Apotheken. Damit ist die Nachfrage nach homöopathischen Arzneimitteln innerhalb der letzten zehn Jahre gestiegen. Die vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) in Auftrag gegebene Studie untersucht den Status von homöopathischen Arzneimitteln in der Offizin-Apotheke. Die repräsentative Befragung wurde von der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK Health) im August 2013 durchgeführt.

Die von der GfK Health ermittelte Trilogie aus hohem Stellenwert der Homöopathie, intensiver Nachfrage und großem Beratungsbedarf ist für deutsche Apotheken ganz typisch geworden. Nicht zuletzt scheint damit das Vertrauen in die Homöopathie hierzulande deutlich gestiegen zu sein. Dr. Barbara Steinhoff, Leiterin der Abteilung Pflanzliche und Homöopathische Arzneimittel im BAH sieht diesen Trend bestätigt. Immerhin sagen 90 Prozent von 200 befragten Apothekerinnen und Apothekern aus öffentlichen Apotheken, dass die Nachfrage nach Homöopathika deutlich zugenommen hat. Noch vor wenigen Jahren zeichnete sich diese Entwicklung nur sehr marginal ab.

Ist Homöopathie zielgruppengerichtet?

Die Homöopathie ist vor allem eine Erfahrungsmedizin, was häufig dazu führt, dass der Stellenwert von Studien diskutiert wird. Auch hierzu liefert die repräsentative GfK-Befragung eine eindeutige Tendenz, zumindest aus Sicht der Apotheker. 77 Prozent halten ihre eigene Erfahrung für wichtiger als fundierte Studien. Für etwa jeden Fünften ist beides gleichwichtig. Der verbleibende Anteil der Apotheker stellt den Wert von Studien über ihre eigene Erfahrung. Doch welcher Kundentyp fragt Homöopathika verstärkt nach? Auch hierfür hat die Studie der GfK eine Antwort: Er ist weiblich, jung und bereits Mutter. Dennoch hängt Ort und Lage der Apotheke vom nachfragenden Kunden ab. So berichtet Julia Legner-Siegwart, Inhaberin der Ostapotheke in Karlsruhe, dass bei ihr verstärkt ältere Menschen um Auskunft zu homöopathischen Arzneimitteln bitten.

Die Studie bringt im Bereich Homöopathie außerdem zum Ausdruck, dass eine Selbstmedikation bei leichteren Beschwerden durch die Patienten heute Realität ist. Wenn der Apotheker dazu Homöopathika empfiehlt, ist die mit 65 Prozent dabei häufigste Indikation eine Erkältung, gefolgt von Allergien. Platz drei belegen Insektenstiche, was laut Apothekerin Legner-Siegwart sicher dem Umfragemonat August geschuldet ist. Die weiteren Plätze belegen Verletzungen, Kopfschmerzen / Migräne, Kinderkrankheiten, nervöse Unruhe und Schmerzen.

Homöopathie in der medizinischen Ausbildung

Die Studie gibt darüber hinaus auch ein Signal an die universitäre Ausbildung der Pharmazeuten. So sehen beispielsweise 81 Prozent der fertigen Apotheker die Homöopathie in ihrem Studium nicht ausreichend berücksichtigt. Dementsprechend groß ist der Bedarf an Fortbildungsprogrammen, für die sich 75 Prozent interessieren. Und das, obwohl die Apotheker laut eigener Angaben schon zu 84-98 Prozent in den Schwerpunktapotheken entsprechende Fortbildungen besucht haben. Die Apothekerin Legner-Siegwart fasst das Ergebnis der Studie in der Deutschen Apotheker Zeitschrift so zusammen:

„Wichtig für uns als Apotheker und für unsere Mitarbeiter ist es, die Möglichkeiten der Homöopathie für unsere Kunden bestmöglich nutzbar zu machen. Das Spektrum ist weit und reicht von Behandlungen leichterer Probleme, über die zusätzliche homöopathische Unterstützung bei schweren Erkrankungen, die Milderung von Medikamenten-Begleitwirkungen sowie die Stärkung von Immunsystem und allgemeinen Organfunktionen. Ich kann allen Patienten nur empfehlen, sich in ihrer Apotheke entsprechend beraten zu lassen.“

Homöopathie und Politik

Welche Perspektiven hat die Homöopathie in der Gesundheitspolitik? Der Deutsche Zentralverein für homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) fragte bereits vor der Bundestagswahl 2013 bei den Zuständigen der Parteien nach. Linke, Grüne und SPD befürworten die Bürgerversicherung, und damit die Abschaffung der privaten Krankenversicherung. Darüber hinaus sind sich alle Fraktionen darin einig, dass es eine mit öffentlichen Geldern geförderte Homöopathie-Forschung geben muss.

Hilde Mattheis (SPD) äußerte sich in der Befragung zunächst so: „Die Homöopathie ist eine ergänzende Methode zur klassischen Medizin. Ich selber greife oft auch auf homöopathische Mittel zurück. So wie ich sind viele Patientinnen und Patienten von der Wirkung überzeugt. Jeder und jede sollte die Möglichkeit haben auf diese Form der Behandlung zuzugreifen.“

Ob es zu einer Bürgerversicherung kommt, ist nach aktueller Lage noch weitestgehend unklar. Die Abschaffung einer 2-Kalssen-Medizin, so Mattheis, wäre für die homöopathische Behandlung chronisch kranker Patienten, die schulmedizinisch austherapiert sind, finanziell gesehen durchaus von Vorteil. Aber auch die CDU setzt laut Umfrage auf eine freie Arztwahl und das damit verbundene Behandlungsangebot. In speziellen Fällen sollte eine Kostenrückerstattung bei einer Homöopathie-Therapie von Seiten der Krankenkassen durchaus gewährleistet werden.


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