Jeder kennt den Vergleich beim Klassentreffen. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt: Der sieht aber alt aus oder die hat sich gut gehalten. Obwohl die Klassenkameraden und -kameradinnen alle das – plus, minus – gleiche Geburtsjahr haben, sind sie ganz unterschiedlich gealtert.

Der Grund liegt in unserem biologischen Alter und das kann sich im Laufe der Zeit durchaus unterschiedlich entwickeln.

Sport hält jung – kann aber auch altern

Ein Beispiel: Wer regelmäßig Sport treibt, hält sich fit, trainiert sein Herz-Kreislaufsystem wie seine Lunge und neigt selten zu Übergewicht. Bei zu viel Sport können jedoch die Gelenke schneller abnutzen. Sie altern schneller. Neben einem gesunden oder ungesunden Lebensstil können auch Veranlagungen dazu beitragen, dass wir schneller altern. Am biologischen Alter kann man also eher den individuellen körperlichen Zustand und die Gesundheit abmessen. Darum ist es für uns Mediziner eigentlich auch viel wichtiger, als das tatsächliche Lebensalter.

Studie zeigt: ein 30-jähriger kann sogar schon 60 sein

Sehr interessant fand ich in diesem Zusammenhang eine Studie aus Neuseeland, bei der über 1.000 Menschen von ihrer Geburt an bis zu ihrem 38. Lebensjahr regelmäßig gesundheitlich und psychologisch untersucht wurden. Erstmals wurde dabei nämlich auch das Thema „Altern“ bei jüngeren Menschen systematisch beobachtet und nicht – wie sonst in der Regel üblich – bei Älteren.

Die Resultate überraschten: Die Forscher fanden nämlich heraus, dass einige der Probanden bereits ab 25 biologisch um bis zu drei Jahre pro Lebensjahr alterten. Einige hatten so bereits mit 38 Jahren ein biologisches Alter von über 60 erreicht – mit allen entsprechenden Faktoren wie einem Rückgang des Intelligenzquotienten, verringerten motorischen Fähigkeiten und einem deutlich erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.

Das waren im Übrigen diejenigen, bei denen befragte Dritte anhand ihrer Optik sofort sagten: die sehen aber alt aus. Und es waren auch diejenigen, die wenig bis gar nichts für ihre Gesundheit taten und – auf den einfachsten Nenner gebracht – ungesund lebten.

US-Forscher wollen das Alter „zurücksetzen“

Mit Erschrecken habe ich dagegen von einer anderen Studie aus den USA gelesen. Dort musste eine zum Glück nur sehr kleine Stichprobe von neun Männern mehrmals wöchentlich Diabetes-, Wachstum- und Hormontabletten einnehmen. Nach einem Jahr war ihr biologisches Alter angeblich um zweieinhalb Jahre gesunken.

Dazu nur Eines: gegen das Altern gibt es keine Pille. Es gehört zum Leben dazu wie die Geburt und der Tod. Allerdings haben wir es alle selbst in der Hand, so gesund wie möglich alt zu werden. Durch einen gesunden Lebensstil mit Sport, einer gesunden und ausgeglichenen Ernährung. Allein das lässt sie biologisch deutlich langsamer altern. Das ist eine Tatsache.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.