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Winterblues - das kann man dagegen tun

Gerade in Herbst und Winter leiden viele Menschen an Stimmungsschwankungen. Doch was hat mit der Saisonal Abhängigen Depression auf sich und was kann man dagegen tun?
Gemütsschwankungen in den dunklen Monaten sind in Deutschland keine Seltenheit. Laut einer Umfrage fallen hierzulande 24 % der Männer und 36 % der Frauen im Winter in ein Stimmungstief. Ist dieses besonders ausgeprägt, sprechen Experten von einer sogenannten Saisonal Abhängigen Depression (SAD). Doch was genau ist eine SAD und warum trifft sie uns ausgerechnet in den kalten Monaten?

„Die Saisonal Abhängige Depression ist eine Sonderform depressiver Erkrankungen, die bei Betroffenen regelmäßig im Herbst oder Winter einsetzt und im Frühling wieder verschwindet“, erklärt Prof. Dr. Dr. Matthias Müller, Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Oberberggruppe. Verantwortlich für das Leiden ist in einem Großteil der Fälle die mangelnde Lichteinstrahlung während dunkler Jahreszeiten: „Bei andauernder geringer Lichtintensität wird auch tagsüber das Schlafhormon Melatonin, das abends dafür sorgt, dass wir müde werden, vermehrt ausgeschüttet. Ist es am Tag in zu hoher Dosis vorhanden, reagiert der Mensch mit Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit.“ Dies ist nicht das einzige Problem: „Um Melatonin zu produzieren, wird die Aminosäure Tryptophan stärker verbraucht und steht dadurch in geringerem Umfang für die Bildung des Neurotransmitters Serotonin zur Verfügung“, so Professor Müller weiter. „Das Serotonin, das unter anderem bei der Angstbewältigung hilft und für Ausgeglichenheit sorgt, fehlt nun dem Gehirn – was zu Mutlosigkeit und Reizbarkeit führen kann.“

Mit Licht und Sport gegen den Winterblues

Wie aber können Menschen reagieren, die während der dunklen Jahreszeit an den beschriebenen Symptomen leiden? „Es gibt Maßnahmen, um dem Winterblues entgegenzuwirken“, versichert Müller. Die einfachste sei es, schlichtweg für mehr Helligkeit zu sorgen. „Ein Spaziergang an der frischen Luft versorgt uns selbst an bewölkten Tagen mit etwas Licht und trägt dazu bei, die Melatonin-Produktion zu begrenzen.“ Auch der Einsatz von speziellen Tageslichtlampen – etwa am Arbeitsplatz – könne laut dem Experten Abhilfe schaffen. „Beim Kauf einer Tageslichtlampe sollte man darauf achten, dass sie mindestens eine Helligkeit von 10.000 Lux erreicht“, rät Professor Müller. Nur so könne man die gewünschte Wirkung erreichen.

Menschen, die an einem Winterblues leiden, neigen oft dazu, sich zuhause zu verkriechen und Gesellschaft zu meiden. Genau dies ist laut Müller kontraproduktiv: „Wer sich abschottet, kommt nur schwer aus seinem winterlichen Tief heraus.“ Der Medizinische Geschäftsführer der Oberberggruppe legt stattdessen nahe, Aktivitäten mit Freunden und Familie zu planen, auf einen regelmäßigen und ungestörten Schlaf zu achten – und vor allem viel Sport zu treiben. „Regelmäßige körperliche Betätigung – vor allem im Freien - wirkt sich positiv auf den Serotonin-Spiegel aus und hebt nachweislich die Stimmung.“

Bei anhaltenden Depressionen: professionelle Hilfe aufsuchen

Zumeist schaffen die Gegenmaßnahmen schon nach wenigen Tagen Abhilfe. Doch was tun, wenn die Stimmung sich nicht heben will oder die Symptome gar stärker werden? „Wer nicht nur antriebslos und niedergeschlagen ist, sondern auch unter anhaltender Trauer sowie Schlaf- und Appetitlosigkeit leidet, hat möglicherweise mehr als einen Winterblues.“ Schwerere, vor allem nicht-saisonale Depressionen, lassen sich nicht ausschließlich mithilfe von Lichttherapie und Sport überwinden, zeigt sich der Experte überzeugt: „Hier ist die professionelle Hilfe eines psychologischen oder ärztlichen Therapeuten gefragt.“

In allen anderen Fällen rät Müller, bei winterlichen Stimmungsschwankungen nicht sofort in Unruhe zu verfallen und die Wirkung von Tageslicht, Sport und sozialen Aktivitäten abzuwarten. Außerdem empfiehlt er, sich bei Müdigkeit und Ermattung nicht zu sehr unter Druck zu setzen: „Wir sollten akzeptieren, dass viele Menschen im Winter nicht immer so lebensfroh sind wie im Hochsommer. Ein wenig Melancholie kann in den dunklen Jahreszeiten ganz normal sein.“

Pressemitteilung Oberlandkliniken
 

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