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Mundgeruch – woher er kommt und was hilft

Mundgeruch hatte wohl jeder schon mal. Ein Essen mit Knoblauch oder Zwiebel, schon riecht man unangenehm aus der Futterluke. In seinem heutigen Gastbeitrag erklärt Prof. Dr. med. Curt Diehm, wie Mundgeruch entsteht und was man gegen ihn tun kann.
Jeder sechste Deutsche hat Mundgeruch. Von Ärzten wird er auch „Halitosis“ beziehungsweise „Foetor ex ore“ genannt und ist in Japan mit 24 Prozent noch weiter verbreitet, in den USA sollen es sogar rund 50 Prozent der Bevölkerung sein, die unter Mundgeruch leiden.

Bis heute ist Mundgeruch ein Tabuthema, über das nicht gerne gesprochen wird und das leider von den Betroffenen nicht selbst wahrgenommen wird, von anderen aber umso mehr. Es handelt sich nicht nur um ein medizinisches Problem, sondern um ein soziales Problem erster Güte. Mundgeruch kann Freundschaften und Liebschaften zerstören und kann ein erhebliches kollegiales Problem am Arbeitsplatz darstellen. Nicht selten ist eine soziale Ausgrenzung die Folge.

Woher kommt Mundgeruch?

In rund 80 Prozent aller Fälle liegt die Ursache im Mundbereich selbst. Nur ganz selten sind Magenleiden dafür verantwortlich, was immer wieder unterstellt wird. Wichtig ist, dass die Ursache von einem Arzt entdeckt wird, dann kann Mundgeruch in mehr als 80 Prozent aller Fälle beseitigt werden. Oft sind es Schwefelwasserstoffe, die den schlechten Geruch verursachen. Es handelt sich dabei um Stoffwechselprodukte, die von Fäulnisbakterien freigesetzt werden. Wir sprechen von Anaerobiern, das sind Bakterien, die unter Sauerstoffabschluss leben. Der entstehende Geruch ähnelt einem Verwesungsgeruch beziehungsweise einem Geruch nach fauligen Eiern.

Was schlechten Mundgeruch verursacht


• Zwiebeln, Schalotten und Knoblauch
• Exotisch gewürzte Chips
• Alkohol und Tabak
• Entzündungen im Rachenraum/Nasenpolypen
• Hunger und Fasten
• Zahnbelege, mangelnde Zahnpflege


Ursächlich kommen für diese bakterielle Zersetzung Speisereste in Zahntaschen, Zahnzwischenräumen und in Kanten von Füllungen und Zahnkronen infrage. Auch Erkrankungen der Mundschleimhaut und eine zu geringe Speichelproduktion sowie ständiges Atmen durch den Mund kann für Mundgeruch verantwortlich sein.

Der Arzt wird immer auch nach Krankheiten der Schilddrüse und anderen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Ausschau halten. Auch permanenter Stress und Depressionen können für einen zu geringen Speichelfluss und in der Folge für Mundgeruch verantwortlich sein.

Auch beim Fasten und bei anderen Hungerzuständen kann Mundgeruch auftreten.

Mundgeruch wird aber auch durch eine zu trockene Mundschleimhaut gefördert. Jeder kennt die Situation, wenn beispielsweise eine behinderte Nasenatmung nachts zu einer reinen Mundatmung führt. Meist verstärkt sich dabei nicht nur das Schnarchen, sondern es tritt auch Mundgeruch auf. Das erklärt auch den oft unangenehmen Geschmack im Mund am Morgen.

Seltenere Ursachen schwerwiegender Art sind Ausstülpungen der Speiseröhre, sogenannte Divertikel. In diesen Ausstülpungen können sich Speisereste sammeln, die dann von Bakterien zersetzt werden und damit üblen Mundgeruch verursachen.

Auch kleine weiße „Tonsillensteine“ oder „Mandelsteine“ können unangenehmen Mundgeruch verursachen. Beim Husten oder Niesen oder bei intensivem Gurgeln können diese kleinen weißen übel riechenden Teile aus dem Rachenraum geschleudert werden. Die kleinen Kügelchen entstehen in Ausbuchtungen und Falten der Mandeln. Es handelt sich um Essensreste und tote Zellen, die Bakterien besiedelt sind. Selbst mit Mundspülungen und Zungenschaben kann man hier kaum Abhilfe schaffen. Der Hals-Nasen-Ohrenarzt kann durch Druck auf die Mandeln diese Teile auch herauspressen. Oft bringt aber nur die operative Mandelentfernung bleibende Hilfe.

Erste Hilfe bei Mundgeruch

Wichtig ist, dass wir alle Betroffenen zunächst auf das Problem hinweisen. Das ist nicht peinlich. Wohlerzogene Zurückhaltung ist in diesem Fall besonders schädlich. Rund die Hälfte der Personen mit Mundgeruch weiß nichts von dem Problem und ist deshalb nicht in der Lage, etwas zu tun.

Wichtig sind regelmäßige Zahnarztbesuche. Ihr Zahnarzt wird Sorge tragen, dass keine Wurzelhautentzündung, Parodontose, Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen sowie Karies vorliegen.

Wer Mundgeruch hat, sollte folgende Maßnahmen befolgen:

• Umfassende Zahnpflege
• Regelmäßige Zahnarztbesuche
• Regelmäßiges Zähneputzen (mindestens zweimal täglich)
• Säuberung der Zungenoberfläche mit einem Zungenschaber (oder sanftes Abbürsten der Zunge im hinteren Bereich mit Zahnbürste)
• Anwendung von Zahnseide
• Regelmäßige Nasenspülung mit Kochsalzlösung
• Minz – und Anisbonbons überdecken Mundgeruch, wenn keine Zahnbürste zur Hand ist. Auch Pfefferminztee hilft.
• Auch Kräuter wie Salbei, Blutwurz und Minze helfen
• Auch das Kauen von Majoran, Thymian, Fenchel, Wacholderbeeren, Ingwer, Anis und Dill kann helfen
• Es gibt auch Zahnpasten, die ähnliche pflanzliche Zusätze enthalten
• Bei trockenem Mund nachts Pfefferminztee auf den Nachttisch

Der Versuch, Mundgeruch durch Rauchen zu überdecken, landet in einer Sackgassen. Tabakrauch führt dann zu einem speziellen üblen Mundgeruch, den die Amerikaner „Smokers Breath“ nennen.

Noch zwei Tipps:

Der tägliche Verzehr eines Yoghurts hemmt Fäulnisbakterien.
Und auch das Essen von Äpfeln eignet sich besonders als natürliche Zahnpflege. Diese Maßnahmen können natürlich das Zähneputzen nicht ersetzen.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

Hier finden Sie alle Beiträge der Serie Gesund mit Diehm
 

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