Wenn Heißhunger zur Sucht wird
Dies alles ist sicher richtig, allerdings sollten Schwangere aufpassen, dass ihr Heißhunger nicht zur Sucht wird. Dem sind aktuell nämlich Forscher aus Spanien nachgegangen. Ausgehend davon, dass viele Schwangere ihre Heißhunger-Attacken und den Appetit auf Süßes UND Saures als nahezu unwiderstehlich beschrieben, verglichen sie dies mit typischen Suchtsymptomen von Drogenabhängigen. Anhand von Versuchen von Mäusen konnten sie in deren Gehirnen genau dies nachweisen. Einige Gehirne trächtiger Mäuse zeigten ähnliche Veränderung wie die von drogenabhängigen Mäusen.Die spanischen Forscher warnen darum ausdrücklich vor einer unangemessen hohen Kalorienzufuhr. Das schadet sowohl der Mutter als auch dem ungeborenen Nachwuchs. Insbesondere bei jungen Knaben konnte so bereits in früheren Untersuchungen nachgewiesen werden, dass sie im Falle einer zu großen Kalorienzufuhr der Mutter während der Schwangerschaft im späteren Leben auffallend häufig Essstörungen entwickelten.
Wieviel ist genug – Wieviel ist zu viel?
Grundsätzlich gilt ganz besonders in der Schwangerschaft, wie eigentlich aber auch sonst: Beim Essen sollte immer Qualität vor Quantität gehen. Achten Sie als werdende Mutter auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Und rechtfertigen Sie sich bitte nicht damit, „für zwei“ essen zu müssen. Erstaunlicherweise liegt der tägliche Energiebedarf einer Schwangeren nur rund 200 bis 300 Kalorien über den im Schnitt 2.000 Kalorien einer nicht schwangeren Frau. Und das erst ab dem dritten Schwangerschaftsmonat.Diese 200 bis 300 Extra-Kalorien entsprechen etwa zehn Butterkeksen, oder zwei Eiern, oder einer halben Tafel Schokolade, aber auch eineinhalb Kilo Tomaten oder über zwei Kilo Salatgurke.
Während der Stillzeit steigt dieser zusätzliche Kalorienbedarf dann auf rund 500 Kalorien pro Tag. Insgesamt gilt aber: nicht „für zwei“ essen, sondern nur 10 bis 20 Prozent mehr als normalerweise.
Tipps bei Heißhungerattacken
Abschließend hier noch ein paar ganz einfache Tipps, mit denen Sie auch als Schwangere mögliche Heißhungerattacken vermeiden können: Nehmen Sie lieber mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich. Essen Sie weniger Süßes. Nach Süßigkeiten – wie übrigens auch nach Fast Food – sinkt der Blutzuckerspiegel nach einiger Zeit rapide ab. Die Folge: neuer Hunger und Lust auf Mehr. Greifen Sie stattdessen lieber zu Obst oder Nüssen, gern auch zu Saurem. Die gesteigerte Lust auf Saures ist bei Schwangeren völlig normal und hat in der Regel hormonelle Ursachen. Und falls all das nicht hilft: Reden Sie mit Ihrem Arzt darüber. Er hilft Ihnen, gezielt eventuelle Mängel zu finden und hat weitere Tipps für Sie parat, mit denen Sie sich während der Schwangerschaft und genauso Ihrem ungeborenen Kind Gutes tun können.Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.