Darmkrebs – Neue Risiken identifiziert Kyle Mackie on Unsplash
Gesund mit Diehm

Darmkrebs – Neue Risiken identifiziert

Es gibt weitere Risikofaktoren, die das Darmkrebsrisiko signifikant erhöhen können. Das zeigen neue Studien. Darum noch einmal meine Bitte: Nutzen Sie die Vorsorgemöglichkeiten. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Es ist erst wenige Monate her, seit ich an dieser Stelle darüber berichtet habe, dass zuckerhaltige Getränke das Risiko einer Darmkrebserkrankung erhöhen. Besonders tückisch: Die Betroffenen erkrankten häufig bereits sehr früh an Darmkrebs, oftmals bereits vor ihrem 50. Lebensjahr. Nun gibt es neue Studien, die weitere Risiken identifiziert haben.

Antibiotika kann krank machen

Die erste stammt aus Schweden. Ein Team der dortigen Umea-Universität hat dazu die Daten von mehr als 40.000 Darmkrebs-Patienten mit denen von rund 200.000 gesunden Menschen verglichen. Das erstaunliche Resultat: Eine häufige Antibiotika-Einnahme erhöhte das Darmkrebs-Risiko um rund 17 Prozent. Das Forscher-Team hat auch eine mögliche Erklärung: Eine gesunde Darmschleimhaut wird von vielen verschiedenen Bakterienstämmen besiedelt. Diese Darmflora spielt dabei eine wichtige Rolle für das Immunsystem. Antibiotika verändern jedoch im Darm dieses Mikrobiom, also die Gemeinschaft der Mikroorganismen. Die Darmflora wird geschädigt. Das Resultat sind nicht nur Durchfallerkrankungen oder Entzündungen, sondern eben auch eine Erhöhung des Darmkrebs-Risikos.

Besonders betroffen waren übrigens Menschen, die länger als sechs Monate Antibiotika eingenommen hatten. Die Forscher plädieren darum ausdrücklich dafür, bei der Verschreibung von Antibiotika zurückhaltender zu sein. Dem kann ich mich nur anschließen. Denn Antibiotika sind nach wie vor essenziell für unsere Gesundheitsversorgung. Die zunehmenden Resistenzen und Nebeneffekte, wie der gerade genannte, sollten bei uns alle Alarmglocken schrillen lassen. Darum: Wenn notwendig, ein klares „Ja“ zu Antibiotika. Wenn nicht unbedingt, dann bitte nicht.

Kann Fleisch Darmkrebs verursachen?

Doch zurück zu unserem Thema. Eine zweite Studie, diese vom Dana-Farber Cancer Institute im US-amerikanischen Boston, sieht rotes Fleisch als möglichen Risikofaktor für Darmkrebs. Die Erkenntnisse beruhen auf neuen Möglichkeiten der Gensequenzierung. Damit hatte das Team aus Boston das Erbgut von 900 Patienten analysiert, die an Darmkrebs erkrankt waren. Alle Patienten waren zudem in vorhergehenden Untersuchungen regelmäßig nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt worden.

Das Resultat: Ein Vergleich mit den Ernährungsgewohnheiten zeigte, dass eine bestimmte Gen-Signatur besonders häufig bei Darmkrebspatienten auftrat, die in der Vergangenheit gerne und häufig Fleisch und Wurstwaren verzehrt hatten. Darüber hinaus hatten diese Patienten auch ein um fast 50 Prozent höheres Risiko, an ihrer Krebserkrankung zu sterben.

Müssen Sie deshalb auf ihr vielleicht geliebtes Steak verzichten? Nein. Wie immer gilt auch hier: ernähren Sie sich ausgewogen und gesund, dann dürfen auch gern mal ein Steak oder ein paar Scheiben Wurst auf dem Teller liegen.

Und noch viel wichtiger: Nutzen Sie die Möglichkeiten zur Darmkrebsvorsorge. Denn frühzeitig erkannt, lässt sich Darmkrebs in den meisten Fällen heilen und stoppen. Zu spät erkannt, ist er dagegen tödlich.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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