Grüner Tee – Gesund oder doch gefährlich? gettyimages -- Ist Grüner Tee gesund oder nicht?
Gesund mit Diehm

Grüner Tee – Gesund oder doch gefährlich?

Grüner Tee gilt als sehr gesund. Teilweise werden ihm sogar geradezu wundersame Wirkungen zugesprochen. Allerdings häufen sich inzwischen auch Warnhinweise. Was stimmt? Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Die Geschichte des grünen Tees beginnt angeblich schon vor rund 5.000 Jahren in China, wo buddhistische Mönche die entgiftende und belebende Wirkung sowie die Heilfähigkeiten für sich entdeckten und erforschten. Mönche waren es auch, die den Tee vor über 1.000 Jahren nach Japan brachten. In beiden Kulturen gilt er bis heute als Nationalgetränk.

Auch in Europa kennt man den grünen Tee bereits seit mehreren hundert Jahren und auch hier wurde ihm von Beginn an eine heilsame Wirkung zugeschrieben. Der wahre Hype begann jedoch erst vor einigen Jahren.

Ist grüner Tee gesund oder nicht? Das sagt die Wissenschaft

Grüner Tee soll gegen Alzheimer, Parkinson und Krebs vorbeugen. Er soll beim Abnehmen helfen, gut sein für die Verdauung und das Herz-Kreislauf-System – die Liste der positiven Wirkungen des „Wunder-Tees“ will gar nicht enden. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die das auch wirklich belegen.

Nachgewiesen wurde so, dass die Konsumenten von grünem Tee grundsätzlich gesünder sind und im Schnitt sogar länger leben. Die Wissenschaft führt das jedoch eher darauf zurück, dass Teetrinker generell mehr auf ihre Gesundheit achten. Eine Studie aus Frankreich etwa belegte bereits vor einigen Jahren, dass Teetrinker signifikant seltener rauchen und mehr Sport treiben als Nicht-Teetrinker. Kommt der positive Effekt also daher?

Fest steht: Grüner Tee enthält besonders viel EGCG (Epigallocatechingallat), dem in verschiedenen Untersuchungen diverse positive Wirkungen zugesprochen werden.

Die Gefahren von Grünem Tee

Der große Grüntee-Hype der vergangenen Jahre hat jedoch zu zwei Entwicklungen geführt, vor denen ich ganz gezielt warnen möchte:

Zum einen hat die erhöhte Nachfrage dazu geführt, dass sehr viele der Tees belastet sind. Bereits 2015 warnte davor auch die Stiftung Warentest, die bei einer Untersuchung von 25 Schwarztees viele, zum Teil sehr bedenkliche Schadstoffe in den Proben fand.

Zum anderen möchte ich ausdrücklich davor warnen, die Grüntee-Wirkstoffe in den inzwischen zahlreich am Markt vorhandenen Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen. Mit dieser Warnung befinde ich mich übrigens im Einklang mit der European Food Safety Authority – kurz efsa. Sie wies erst 2018 darauf hin, dass die hohe Konzentration von EGCG in einigen Nahrungsergänzungsmitteln zu Leberschäden führen kann.

Wie soll ich mich verhalten?

Resümierend darum mein Ratschlag: Trinken Sie gern auch weiterhin grünen Tee, wenn Sie ihn mögen. Dafür sprechen viele gute Gründe, denn er bietet viel Flüssigkeit ohne Kalorien. Das ist gut für Ihre Gesundheit. Aber versprechen Sie sich bitte nicht zu viel davon. Und fallen Sie bitte nicht auf die Marketingversprechen und zwielichtige Studien herein. Grüner Tee und seine Inhaltsstoffe sind kein Wundermittel für ein längeres oder gesünderes Leben, vielmehr ein – in Maßen genossen – sicherlich gesunder Beitrag dazu.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.

 

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