Heißhunger ist oft gekoppelt mit psychischem Stress oder es liegen psychosomatische Probleme wie Depressionen, Schlafstörungen oder chronische Unzufriedenheit vor. Es kommt zu regelrechten Heißhungerattacken. Dann ist Heißhunger eine besondere Form der Ess-Störung, die formal noch deutlich häufiger als Bulimie und Magersucht auftritt. Wenn wir frustriert sind, kann es vorkommen, dass wir große Mengen an Lebensmittel geradezu verschlingen. Psychologen sprechen bei dieser Ess-Störung von „food cravings“ beziehungsweise „binge-eatings“. Bislang ist nicht geklärt, wie es zu dieser Ess-Störung im Detail kommt. Auslösend wirken auch Gefühle wie Langeweile, Trauer und Angst. Die Problematik ist soweit verbreitet, dass es heute schon Selbsthilfegruppen gibt, die sich sehr verständnisvoll um die Betroffenen annehmen. In schweren Fällen ist eine stationäre Behandlung erforderlich.
Begleitet ist Heißhunger oft von Krankheitszeichen wie Zittern, Konzentrationsstörungen, Schwächegefühl und unkontrollierten Schweißausbrüchen. Die beste Vorbeugung für eine solche „Krisensituation“ ist ein konstanter Blutzuckerspiegel. Wenn im Tagesverlauf der Blutzuckerspiegel durch längere Nahrungsabstinenz oder durch zu viel Stress im Alltag abfällt, kann Heißhunger entstehen. Blutzuckerabfälle können auch auftreten, wenn wir zu viele Kohlehydrate zu uns nehmen. Es springt dann die Insulinproduktion in den Bauchspeicheldrüsen an und Insulin senkt dann sehr schnell den Blutzuckerspiegel ab. Ein relativ konstanter Blutzuckerspiegel gelingt nicht mit allen Kohlehydraten. Am besten geeignet sind hier 2-fach- und Mehrfachzucker. Dazu gehören Vollkornbrot, Nudeln und Kartoffeln. Ideal ist eine Kombination dieser Kohlenhydrate mit einer eiweißreichen Kost.
Gegen Heißhungerattacken gibt es noch weitere Tricks: Man kann Wasser trinken, um den Magen zu beruhigen, Zähne putzen hilft manchmal auch und ein kurzer Spaziergang kann das Heißhungergefühl zeitlich verdrängen. Als Notbremse rate ich vielfach zu Pfefferminz oder Menthol. Dadurch wird die Esslust gebremst und es ist durch dieses Ritual möglich, zur „Besinnung zu kommen“.
Oft essen wir in dieser Situation Schokolade. Wenn überhaupt, sollten wir dann zu Schokolade mit mindestens 70 Prozent Kakao-Anteil greifen. Eine helle Milchschokolade hilft nur kurzfristig.
Der Autor
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.Hier finden Sie alle Beiträge der Serie Gesund mit Diehm