Erhöht COVID-19 das Herzinfarktrisiko? Pexels auf Pixabay
Gesund mit Diehm

Erhöht COVID-19 das Herzinfarktrisiko?

COVID-19 ist primär eine Erkrankung der Atemwege. Doch COVID-19 kann auch das Risiko erhöhen, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass schwere Infektionen der Atemwege das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko erhöhen. In Schweden wurde nun erstmals untersucht, ob dies auch für COVID-19 zutrifft.

Deutlich höheres Herzinfarkt-Risiko

In die Studie der Umea University in Nordschweden flossen die Resultate von allen Schweden ein, bei denen zwischen Februar und September letzten Jahres COVID-19 diagnostiziert wurde. Demnach wurde im Untersuchungszeitraum bei rund 87.000 Schweden eine Infektion nachgewiesen, 186 von ihnen starben an einem Herzinfarkt. Die Daten werden in einer renommierten englischen Fachzeitschrift jetzt veröffentlicht.

Das klingt nicht besonders viel. Dennoch lag das Herzinfarktrisiko in diesem Zeitraum deutlich höher als zu anderen Zeiten des Jahres, teilweise sogar fast zehnmal so hoch. Das bestätigten auch die Daten aus einer 350.000 Personen umfassenden Kontrollgruppe aus dem gleichen Zeitraum, die nicht an COVID-19 erkrankt waren.

Besonders auffällig: Viele Herzinfarkte traten bereits am Tag Null der COVID-19-Infektion auf. Das heißt, die Patienten wurden mit einem Herzinfarkt eingeliefert und bei der Einlieferung standardmäßig auf eine Infektion getestet. Bis dahin hatten sie aber in der Regel (noch) keine Symptome.

Das gibt einen wichtigen Hinweis darauf, dass COVID-19 auch ohne oder mit nur geringen Symptomen schwere Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann.

Auch bei der Untersuchung des Schlaganfall-Risikos kamen die Forscher aus Schweden zu ähnlichen Ergebnissen. Sie fassten das Resultat ihrer Untersuchung darum mit den Worten zusammen: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass COVID-19 ein Risikofaktor für akute Myokardinfarkte und ischämische Schlaganfälle ist. Dies deutet darauf hin, dass akute Myokardinfarkte und ischämische Schlaganfälle einen Teil des klinischen Bildes von COVID-19 darstellen und unterstreicht die Notwendigkeit einer Impfung gegen COVID-19.“ Herzinfarkte und Schlaganfälle könnten Folge einer thrombotischen Erkrankung sein, die bei Covid definitiv eine Komplikation darstellen kann.

Achten Sie auf Ihre Gesundheit

Was lernen wir daraus? Zum einen sicherlich, dass COVID-19 eine sehr ernstzunehmende Krankheit ist, über deren Folgen wir noch längst nicht alles wissen. Darum an dieser Stelle erneut auch von meiner Seite die dringende Bitte: Falls Sie noch nicht geimpft sind, ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Lassen Sie sich impfen. Schützen Sie sich, Ihre Familie, Ihre Freunde und Ihre Mitmenschen. Nur geimpft haben wir eine Chance, diese schreckliche Pandemie zu beenden.

Zum anderen aber auch, dass es für Herzinfarkt und Schlaganfall einige typische Risiken gibt. Atemwegserkrankungen und Infektionen zählen genauso dazu, wie erhöhter Blutdruck, erhöhte Blutzuckerwerte (Diabetes mellitus), Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen. Und in aller Regel liegt es an Ihnen, diese Risiken zu vermeiden oder zu minimieren.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.