Ist Süßstoff ungesund? Harry Hautumm/pixelio.de

Ist Süßstoff ungesund?

Die Frage, ob Zucker oder Süßstoff gesünder ist, hat schon immer Diskussionsstoff geliefert. Immer wieder taucht die Meinung auf, dass Süßstoff ein Dickmacher ist. Umso mehr ein Grund, das Thema näher zu beleuchten.

Seit dem 16. Jahrhundert schon wird Zuckerrohr weltweit auf Plantagen angebaut. Im Jahr 1840 wurde der Würfelzucker erfunden. Mit der zunehmenden industriellen Herstellung wurde der Zucker auch für die normalen Haushalte erschwinglich und avancierte zum alltäglichen Bedarfsgegenstand.

Künstliche Süßstoffe blicken auf eine kürzere Geschichte zurück. 1885 erfand der deutsche Zuckerchemiker Constantin Fahlberg mit dem „Saccharin“ den ersten Süßstoff. Schnell begann er mit seinem Süßstoff, dem Zucker Konkurrenz zu machen, der daraufhin auf Druck der Zuckerindustrie rezeptpflichtig wurde. Während der beiden Weltkriege ersetzte der Süßstoff dann teilweise den Zucker, da dieser knapp geworden war. Momentan sind in der Europäischen Union acht Süßstoffe zugelassen, die als gesundheitlich unbedenklich gelten.

Seither bilden sich um die beiden Süßmacher die unterschiedlichsten Theorien darüber, was nun gesünder ist. Dabei gerät insbesondere der Süßstoff in die Kritik ein Dickmacher zu sein. Stimmt das?

 

Süßstoff hat keine Kalorien

Süßstoffe liefern im Vergleich zu Zucker sehr wenige oder überhaupt keine Kalorien. Sie werden synthetisch hergestellt oder sind natürliche Verbindungen, die keine Energie für den Körper mitliefern. Sie gehören zu den Lebensmittelzusatzstoffen und werden hauptsächlich in der Herstellung diätetischer Lebensmittel oder als Tafelsüßstoff verwendet.

Da sie keine Energie liefern, sind Süßstoffe eigentlich bestens geeignet, um Gewicht zu verlieren. Denkt man an die Energiebilanz - um abzunehmen sollte man dem Körper weniger Energie zuführen als man verbraucht – scheint Süßstoff sehr empfehlenswert. Dennoch hält sich der Glaube hartnäckig, wenn man Süßstoff isst, würde man zunehmen. Begründet wird diese Meinung damit, dass der Körper die eingesparte Energieaufnahme durch andere Mahlzeiten unbewusst kompensiert. Dadurch würde man die Energieeinsparung durch den Zusatz von Süßstoffen teilweise sogar mehr als ausgleichen.

 

Fragwürdige Erkenntnisse einiger Studien

Zahlreiche Studien beschäftigten sich bereits mit diesem Gegenstand. Am interessantesten ist wohl jene von Bellisle und Drewnowski aus dem Jahre 2007, die ihrerseits 19 vorherige Studien zum Thema analysierten. Dabei gaben drei Studien eine appetitsteigernde und drei eine appetitmindernde Wirkung an, bei den 13 übrigen konnte kein Einfluss von Süßstoff auf Hunger und Kalorienaufnahme festgestellt werden. Auch das Argument, Süßstoffe würden dem Körper Zucker vortäuschen und so trotz der Abwesenheit von Kohlenhydraten eine Insulinausschüttung bewirken, ist nicht gänzlich geklärt.

Die häufig in fetten Schlagzeilen verkündete Meinung, Süßstoffe würden dick machen, kann man folglich so nicht stehen lassen. Noch dazu wenn man bedenkt, dass die meisten der Studien (unter anderem von Swithers und Davidson), die von Gewichtszunahme bei Süßstoffkonsum ausgehen, an Ratten durchgeführt wurden. Ohne weiteres Rückschlüsse von den Nagetieren auf den Menschen zu ziehen, erscheint zumindest fragwürdig. Nicht zuletzt auch methodisch, da die Anzahl der untersuchten Ratten bei gerade mal 27 lag.

Fazit

Eine gewichtssteigernde Wirkung von Süßstoff ist wissenschaftlich bislang nicht geklärt. Er kann aber sehr wohl ein sinnvolles Hilfsmittel beim Abnehmen sein, wenn man auf die Energiebilanz achtet. Final geklärt ist diese Frage noch nicht. Hier liegt auch ein Grundproblem der Ernährungsforschung: Jeder Körper reagiert anders. Insofern sind pauschale Aussagen zu Themen der Ernährungswissenschaft immer mit Vorsicht zu genießen. Womit man selbst die besten Erfahrungen macht, muss man auch selbst herausfinden.

Letztlich sollte man genau darauf achten was man zu sich nimmt. Zu viel Zucker schadet dem Körper auf jeden Fall. Sei es durch das zu erwartende Übergewicht oder mögliche Probleme mit Karies. Bei Süßstoffen sollte generell bedacht werden, dass es sich zumeist um künstlich erzeugte Stoffe handelt. Immer wieder werden Verbraucher durch Meldungen über gesundheitsschädliche Wirkungen bestimmter Süßstoffe (z.B. Aspartam) verunsichert. Um sich die Diskussionen von vorneherein zu ersparen, sollte man generell möglichst natürliche Lebensmittel verzehren. So lautet der gute Rat von Diplom-Ökotrophologin Nina Schaller: „Es würde nicht schaden, sich vom süßen Geschmack, der ja heutzutage viele Lebensmittel begleitet, zu entwöhnen. Dazu sollten sowohl der Zucker- als auch der Süßstoffkonsum so weit wie möglich eingeschränkt werden. Wer sich ansonsten noch gesund ernährt und regelmäßig Sport treibt, hat auch keine Gewichtsprobleme.“

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