Prostatektomie durch Robotertechnik – Das daVinci-System Ortenau Klinikum

Prostatektomie durch Robotertechnik – Das daVinci-System

Zur Behandlung eines Prostatakarzinoms gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Im Falle einer radikalen Prostatektomie gibt es die Möglichkeit, auf das daVinci-Operations-System zurückzugreifen. Eine minimalinvasive Methode, die weniger Schmerzen verursacht und vor allem gute Chancen bietet die Potenz des Betroffenen zu erhalten. Dr. Jörg Simon vom Ortenau Klinikum Offenburg-Gegenbach erzählt uns, wie dieses OP-System funktioniert und was seine Vorteile sind.

Jährlich sind bundesweit etwa 60.000 Männer von Prostatakrebs betroffen. Nach Angaben des Deutschen Krebszentrums ist das Prostatakarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Die besondere Schwierigkeit der Behandlung stellt die erschwerte Früherkennung dar, da das Frühstadium nahezu ohne erkennbare Symptome verläuft.

Um diese Krankheit besser behandeln zu können, wird von einigen Kliniken in Deutschland das daVinci-Operations-System eingesetzt. Der Operationsroboter wurde in den USA entwickelt. In den 1990iger Jahre wurden erste Operationen mit Vorgängermodellen an Kriegsverletzte durchgeführt. Im Jahre 2000 kam der erste daVinci-Roboter erstmals zur Anwendung.

GesünderNet: Herr Dr. Jörg Simon, wie dürfen wir uns eine Operation mit dem daVinci-Roboter vorstellen?

Dr. Jörg Simon: Bei der daVinci-Methode gelangen die mit den Roboter-Armen verbundenen Instrumente über 2-3 kleine Einstiche in der Bauchdecke zum Operationsgebiet. Über einen weiteren Einstich im Bereich des Nabels wird die ebenfalls vom Roboter gesteuerte Kamera eingeführt. Die Steuerung der Roboter-Arme bzw. der daran gekoppelten Instrumente übernimmt der Operateur dann an einer Konsole, an der er auf ein dreidimensionales Bild des Operationsgebietes blickt.

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GesünderNet: Wie lange operieren Sie schon mit dem daVinci-Operationssystem?

Dr. Jörg Simon: Seit Ende 2010 wird der daVinci Telemanipulator am Ortenau Klinikum eingesetzt.

GesünderNet: Welche Vorteile hat eine minimalinvasive Operation dieser Dimension und welche Genesungschancen hat der Patient?

Dr. Jörg Simon: Dazu muss man zunächst sagen, dass Prostatakrebs zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei Männern zählt, noch vor Lungen- und Darmkrebs. Besonders gefährlich ist, dass Prostatakrebs im Frühstadium ohne erkennbare Symptome verläuft. Allerdings: Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, bestehen gute Heilungschancen. Zu einer guten Genesung tragen dann auf jeden Fall auch die minimalinvasive Operationstechnik mit dem daVinci System bei. Konkret bedeutet das für die Patienten geringere Schmerzen und geringere Blutverluste, der Erhalt der Nerven für die Potenz, falls dies von den Tumorkriterien her möglich ist, sowie die frühzeitige Kontinenz. Die Patienten können dementsprechend schneller in ihren Alltag zurückkehren.

GesünderNet: Für welche Arten von Krebs ist die Methode noch geeignet bzw. ungeeignet?

Dr. Jörg Simon: Wir setzen das daVinci Operationssystem vor allem bei Operationen ein, bei denen die Prostata und regionalen Lymphknoten entfernt werden sollen, also bei der sogenannten „radikalen Prostatektomie“. Prinzipiell kann aber fast jeder Eingriff, die mit der minimalinvasiven Schlüssellochtechnologie behandelt werden kann, auch mit dem genannten System durchgeführt werden.

chirurg-mit-telemanipulator copyGesünderNet: Eingriffe, die nicht mit den eigenen Händen, aber dafür mit hochtechnisierten Methoden ausgeführt werden, ist das die (medizinische) Zukunft?

Dr. Jörg Simon: Trotz aller Technik handelt es sich schlussendlich bei dem daVinci Operationssystem nur um ein sehr kompliziertes medizinisches Instrument. Mit einer Kamera im Körper des Patienten sehe ich bei der Operation ein gestochen scharfes dreidimensionales Bild. Mit meinen Händen gebe ich Bewegungen vor, die der daVinci Telemanipulator exakt auf Zangen, Scheren usw. überträgt. Dadurch ist eine bisher nicht bekannte Genauigkeit beim Operieren möglich, was dem Patienten zugutekommt. Es steht also immer noch die Erfahrung und das Können des Operateurs im Vordergrund.

GesünderNet: Es gibt Patienten die bereits in der Reha, also relativ kurze Zeit nach dem Eingriff sich sportlich betätigen können und wollen. Was halten Sie als Arzt davon?

Dr. Jörg Simon: Die Rolle von Sport bei Krebserkrankungen wurde lange unterschätzt. Inzwischen ist erwiesen, dass Bewegung und Sport den Krankheitsverlauf bei Krebserkrankungen beeinflussen – und zwar positiv. Allerdings sollte eine Bewegungstherapie immer maßgeschneidert und medizinisch abgestimmt sein.

 

Unser Experte: Priv.-Doz. Dr. Jörg Simon vom Ortenau Klinikum in Offenburg-Gegenbachen

dr jrg simon

Chefarzt und Leiter des Prostatazentrums und Facharzt für Urologie