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Gesund mit Diehm

Schmerzmittel sind nicht ungefährlich

Rezeptfreie Schmerzmittel gehören zu den meistverkauften Arzneimitteln. Richtig angewendet können sie helfen und Schmerzen lindern, aber ihr Missbrauch und verkehrte Anwendungen bergen auch Gefahren. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Rund die Hälfte der 20 meistverkauften Arzneimitteln in deutschen Apotheken sind Schmerzmittel (Analgetika) mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen. Allein diese Zahl lässt aufhorchen, denn auch rezeptfreie Analgetika sind gesundheitlich nicht unbedenklich. Sie können zu Abhängigkeit und Missbrauch führen. Zudem bestehen erhebliche Risiken für Organschädigungen, insbesondere der Magenschleimhaut, Einschränkung der Nierenfunktion und der kardialen Pumpfunktion sowie für akute kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Thrombosen.

Welches Schmerzmittel wofür?

Viele Patienten nehmen Schmerzmittel nach persönlichen Vorlieben und Erfahrungen. Gerade hier liegt aber eine Gefahr, denn jedes der Medikamente hat einen anderen Aufbau, wirkt unterschiedlich und hat andere Nebenwirkungen. Darum hier ein kleiner Überblick:

ASS wirkt besonders gut bei Kopfschmerzen und eignet sich wegen seiner anti-entzündlichen und fiebersenkenden Wirkung auch gut zur Linderung von Erkältungsbeschwerden. Weil es die Blutgerinnung beeinträchtigt, sollte es bei Regelschmerzen nicht eingenommen werden. Ebenso wenig bei Zahnschmerzen, falls ein operativer Eingriff notwendig werden sollte

Ibuprofen hilft besonders bei entzündungsbedingten Schmerzen, gerade im Bereich der Muskeln, Knochen und Gelenke. Auch bei rheumatoider Arthritis, akuten Mittelohr- oder Mandelentzündungen sowie Kopfweh kann es eingesetzt werden.

Die Anwendungsgebiete von Diclofenac sind ähnlich denen von Ibuprofen. Es hilft gut bei Gelenkschmerzen, rheumatischen Beschwerden, Rückenschmerzen, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und anderen Sportverletzungen. Dasselbe gilt auch für die neuere Substanz Etoricoxib.

Im Gegensatz zu den Vorgenannten besitzt Paracetamol praktisch keinen entzündungshemmenden Effekt. Dafür kann es aufgrund seiner fiebersenkenden Wirkung gut bei Erkältungen eingesetzt werden. Auch Zahnschmerzen, Regel- und Kopfschmerzen zählen zu den klassischen Anwendungsfällen.

Schmerzmittel im Sport - Vorsicht vor den Nebenwirkungen

Behalten Sie dabei immer im Blick, dass jedes der genannten Schmerzmittel auch Nebenwirkungen hat, insbesondere wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Geradezu schockiert hat mich in diesem Zusammenhang eine Recherche über den Missbrauch von Schmerzmitteln im Breitensport. Angeblich schlucken demnach bereits Amateurfußballer regelmäßig Schmerztabletten vor dem Spiel. Auch bei Läufern, im Radsport, bei Schwimmwettbewerben oder in Fitnessstudios sollen sie eher zur Regel als zur Ausnahme gehören. Damit entwickelt sich der doch eigentlich so gute und wichtige Sport plötzlich zum Gesundheitsrisiko. Besonders im Leistungssport werden problematische Schmerzmittel viel zu häufig genommen.

Darum mein abschließender Hinweis: Nur weil Sie viele Schmermittel rezeptfrei erwerben können, sind diese noch lange nicht ungefährlich und schon gar nicht zur Leistungssteigerung geeignet. Halten Sie sich bitte an die Grundregel, dass Sie Schmerzmittel nur bei akuten Schmerzen und nicht länger als vier Tage einnehmen sollten. Verspüren Sie danach keine Besserung, reden Sie bitte mit Ihrem Arzt über Ihre Beschwerden.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.