Neben Schmerzen in der Blasengegend sowie beim Wasserlassen zählen häufiger sowie vermehrter nächtlicher Harndrang zu den typischen Symptomen.
Antibiotikum nur in Ausnahmefällen
Obwohl es sich bei einer Blasenentzündung eigentlich um eine klassische, durch Bakterien ausgelöste Entzündung handelt, rät das Bundesministerium für Bildung und Forschung inzwischen von einer Behandlung mit Antibiotika ab. Um die zu häufige Gabe von Antibiotika zu reduzieren, hatte das Ministerium eine Studie zu alternativen Behandlungsmöglichkeiten in Auftrag gegeben. An der Studie nahmen knapp 500 Patientinnen mit einem Harnwegsinfekt teil, von denen die eine Hälfte mit Antibiotika, die andere Hälfte mit einem entzündungshemmenden Wirkstoff behandelt wurden. Das Resultat: Zwei Drittel der Frauen – insbesondere die mit leichten bis mäßigen Beschwerden – wurde auch ohne Antibiotikum wieder gesund.Oft helfen bewährte Hausmittel
Auch bewährte Hausmittel haben sich bewährt und sorgen häufig bereits nach wenigen Tagen für eine deutliche Besserung oder sogar Heilung. Am Wichtigsten: Trinken Sie viel. Eineinhalb bis zwei Liter pro Tag – am besten Wasser oder Tee. Das spült die Bakterien aus der Blase und reinigt die Harnröhre. Auch Wärme empfinden Betroffene oft als angenehm, Kälte dagegen kann eine Blasenentzündung fördern.Viele empfehlen zudem Säfte aus Cranberries oder Moosbeeren. Sie sollen den Harn ansäuern und so den Bakterien den Lebensraum entziehen. Allerdings fehlen dazu noch belastbare wissenschaftliche Nachweise.
Vorsicht bei chronischen Entzündungen
Sollte Ihre Blasenentzündung jedoch regelmäßig auftreten und Sie mehr als dreimal pro Jahr betroffen sein, sprechen Sie bitte unbedingt mit einem Arzt Ihres Vertrauens. Dann können die Schmerzen nämlich auch auf eine andere Erkrankung hinweisen.Wissenschaftler aus Taiwan haben erst kürzlich herausgefunden, dass Frauen mit einer Endometriose – also einer Bildung gutartiger Zysten und Tumore im Unterleib – weitaus häufiger an einem chronischem Blasenschmerzensyndrom erkranken. Dieses wiederum ähnelt in seinen Beschwerden stark einer Blasenentzündung, wird aber nicht durch Bakterien hervorgerufen. Vielmehr wird beim chronischen Blasenschmerzensyndrom – auch interstitielle Zystits genannt – die Schutzschicht der Blasen-Schleimhaut durchlässiger, so dass aggressiver Urin in die Blasenwand eindringen kann.
Für ihre Studie beobachteten die Wissenschaftler aus Taiwan insgesamt über 35.000 Frauen über einen Zeitraum von drei Jahren. Ihr dringender Rat: Bei regelmäßig wiederkehrenden Blasenschmerzen sollten betroffene Frauen unbedingt mit ihrem Arzt eine sorgfältige Diagnose durchführen. Dem kann ich mich nur anschließen.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.