Von „Leisure Sickness“ und dem „Weekend-Syndrom“
Weil immer mehr Menschen in Urlaub und Freizeit plötzlich krank werden, haben sich inzwischen auch zahlreiche Psychologen und Mediziner mit dem Phänomen befasst. Im Angelsächsischen wurden dafür sogar feststehende Bezeichnungen geprägt. Man spricht von „Leisure Sickness“ oder dem „Weekend Syndrom“, also von typischen Freizeit- oder Wochenend-Krankheiten.Niederländische Psychologen der Tilburg Universität haben in einer groß angelegten Vergleichsstudie herausgefunden, dass Stress die Freizeitkrankheiten verursacht. Menschen, die im Urlaub oft krank wurden, arbeiteten häufig in besonders anspruchsvollen Berufen mit hoher Arbeitsbelastung und viel Verantwortung. Außerdem konnten sie auch nach eigener Einschätzung in ihrer Freizeit nur schwer abschalten.
In ihrer Studie stellen die Psychologen aber durchaus auch die Vermutung an, dass die persönliche Wahrnehmung eine Rolle spielen könnte. Wer entspannt in der Sonne liegt, kann sich auf sich selbst besinnen und merkt vielleicht erst dabei, was und wo es überall weh tut. Während der vorhergehenden Stressphase wurde das einfach ausgeblendet. Allerdings, das räumen die Psychologen ein, gilt das natürlich nur für leichtere Beschwerden und nicht für ernsthaften Erkrankungen oder Infektionen.
Wenn das Immunsystem schlapp macht
Unter Stress verändert sich nämlich auch unser Immunsystem. Wir werden anfälliger für bakterielle und virale Infekte. Entzündungen haben ein deutlich leichteres Spiel. Wunden heilen langsamer. Eine Studie an der Ohio State University hat so beispielsweise gezeigt, dass Menschen unter akutem oder Dauerstress nach Impfungen deutlicher weniger Antikörper entwickeln.Wie eine Forschergruppe der Universität in Trier herausgefunden hat, ist es durchaus typisch, dass sich gesundheitliche Probleme nicht während der Stressphase, sondern danach bemerkbar machen. Dann, wenn wir zur Ruhe kommen. Die Wissenschaftler konnten dazu einen direkten Zusammenhang zwischen der Stressbelastung und Erschöpfung mit den Symptomen nachweisen. Ihr Resultat: Diejenigen, die eigentlich eine Erholung am nötigsten hatten, litten besonders häufig unter den sogenannten Post-Stress-Symptomen. Ihr Risiko, im Urlaub zu erkranken, war sogar viermal so hoch.
Typische Symptome einer drohenden Freizeitkrankheit
Falls Sie sich gestresst fühlen, sollten Sie also unbedingt und gerade in der häufig besonders hektischen Zeit vor einem Urlaub oder vor Feiertagen ein ganz besonderes Augenmerk auf Ihre Gesundheit legen. Bewegen Sie sich so viel wie möglich, schränken Sie ihren Medienkonsum auf das Notwendigste ein. Schaffen Sie sich gesunde Rituale und nehmen Sie sich Zeit für beispielsweise ein Bad oder Spaziergänge an der frischen Luft.Abschließend hier noch einige typische Symptome, anhand derer Sie erkennen können, ob Sie besonders gefährdet sind:
• Müdigkeit und Abgeschlagenheit
• Grippeähnliche Krankheitszeichen
• Gliederschmerzen
• Antriebslosigkeit
• Bis hin zur manifesten Depression
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.