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Diabetes – Viel-Fernseher sind gefährdet

Prof. Dr. med. Curt Diehm schreibt in regelmäßigen Gastbeiträgen über Fakten und neue Erkenntnisse im Bereich Gesundheit. In seinem aktuellen Beitrag geht es um Risikofaktoren für eine Diabeteserkrankung. Ernährung ist diesbezüglich scheinbar nicht alles.
Für die Entstehung einer Zuckerkrankheit spielt nicht nur Essen eine wichtige Rolle. Nach einer Untersuchung der Diabetikerklinik in Düsseldorf, bei der über 40 Studien unter die Lupe genommen worden sind, zeigt sich, dass das Diabetes-Risiko vor allem beeinflusst wird von körperlicher Aktivität, Kaffee, Rauchen, Alkohol und Schlafverhalten. Überraschend waren Beobachtungen mit weiblichen Probanden, die eine klare Assoziation zwischen den vorm Fernseher verbrachten Stunden und dem Risiko für die Entstehung einer Zuckerkrankheit aufweisen.

Eine australische Studie zeigte, dass Kinder, die viel Fernsehen schauten, mehr an Gewicht zulegten. Sie fangen statistisch auch früher an zu rauchen.

Dem gegenüber haben Personen, die viel Kaffee trinken (etwa sieben Tassen täglich) ein niedrigeres Diabetesrisiko. Auch Alkohol scheint in kleinen Mengen protektiv zu wirken. Die positive Wirkung liegt bei 10g für Frauen und 30g für Männer. Wer allerdings mehr als 40g Alkohol pro Tag trinkt, erhöht sein Diabetes-Risiko wieder erheblich.

Einschlafstörungen korrelieren offenbar nicht mit der Häufigkeit von Zuckererkrankungen. Durchschlafstörungen dagegen erhöhen das Risiko für die Entstehung einer Zuckerkrankheit – und zwar bei Frauen mehr als bei Männern.

Diabetes verkürzt das Leben - hauptsächlich sind Herzinfarkte und Schlaganfälle dafür verantwortlich

Epidemiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass Diabetiker sechs Jahre früher sterben. So hat ein 50-jähriger Diabetiker im Vergleich zu einer Person mit gesundem Stoffwechsel eine um 5,8 Jahre verkürzte Lebenserwartung. Bei Frauen liegt die eingebüßte Lebenserwartung sogar bei 6,4 Jahren. Die Herz-Kreislaufsterblichkeit ist verdoppelt und auch die Krebssterblichkeit ist um den Faktor 1,3 erhöht.

In einer deutschen Studie (KORA-S4-Survey) zeigte sich zudem, dass nur zwei Drittel der Patienten, bei denen eine Störung des Zuckerstoffwechsels gefunden wurde, jemals einen Arzt aufgesucht hatten.

Diabetiker haben oft zu hohen Blutdruck

Die Blutdruckeinstellung bei Diabetikern lässt in Deutschland sehr zu wünschen übrig. Von 16.447 älteren Typ-2-Diabetikern (sog. Altersdiabetes) aus 634 deutschen Hausarzt-Praxen hatten laut einer weiteren Studie drei Viertel einen erhöhten Blutdruck. Bei 19 Prozent der untersuchten Diabetiker lag eine koronare Herzerkrankung vor. Viele hatten eine Nervenstörung (Neuropathie) und viele hatten eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit). Noch bei nur jedem sechsten der untersuchten zuckerkranken Patienten wurden die Blutdruckwerte so behandelt, dass sie den Leitlinien zur Blutdruckbehandlung bei Zuckerkranken entsprechen. Dies ist ein gefährliches Versäumnis.

Was kann man gegen Diabetes tun?

Bewegungsprogramme sind auch für Menschen mit Diabetes sinnvoll – gerade im Alter haben sich Radfahren, Walking oder Nordic Walking bewährt. Durch ein regelmäßiges Ausdauertraining können Menschen mit Diabetes ihren Blutzucker positiv beeinflussen und so krankheitsbedingten Folgeschäden vorbeugen. Sie haben nachweislich ein geringeres Risiko für diabetesbedingte Nerven- oder Augenschädigungen und auch das Risiko für Bluthochdruck sinkt.

Orangensaft und Süßholz gut für Diabetiker


Trotz des hohen Zuckergehaltes ist Orangensaft gut für Diabetiker. Dies hängt mit dem hohen Gehalt an Flavonoiden zusammen. Diese Substanzen schützen die Blutgefäße vor Entzündungen, in dem sie den Einfluss der die Zellen schädigenden freien Sauerstoffradikale hemmen. Dies veröffentlichten amerikanische Forscher der Universität Buffalo. Die Forschergruppe hat auch zeigen können, dass Glucose zu einer verstärkten Bildung von Sauerstoffradikalen führt. Die beiden Flavonoide Hesperetin und Naringenin verringern die Radikalenbildung um 52 bis 77 Prozent.

Lakritze wirkt nicht nur beruhigend auf den Magen und hilft bei Bronchialerkrankungen. Forscher des Max Planck Institutes in Berlin haben darauf hingewiesen, dass die essbare Wurzel der Süßholzpflanze Glycyrrhiza Naturstoffe enthält, die eine Blutzucker senkende Eigenschaft besitzen. Es reicht im Alltag aber nicht aus, wenn Diabetiker Süßholztee trinken oder meinen, mit Lakritze den Blutzucker senken zu können. Die Süßholzextrakte müssten in deutlich größeren Mengen aufgenommen werden.

Der Autor

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.



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