Früher war Thore Levetzow Handballtorwart. Er gab der Defensive seines Teams (Rück-)Halt. Gegentore vereiteln – das konnte er gut. Später versuchte er sich dann auch mal als Feldspieler – zum Spaß. Knallte den gegnerischen Keepern vorne wuchtig die Bälle um die Ohren anstatt sie hinten im Kasten abzuwehren. Er hat offenkundig Gefallen an der Offensive gefunden. Seither nämlich lautet das Motto des auch als Handballcoach jahrelang erfolgreichen Hamburgers: Angriff! Nach vorne! Nur nicht in die Defensive drängen lassen. Weiter, immer weiter. Nach vorne. Hürden sind zum Überwinden da. Auch in der Pandemie hält er an dieser Einstellung fest: Mit einem mobilen Testzentrum ergreift Levetzow die Initiative und trotzt Rückschlägen.
Die forsche Umtriebigkeit des 49jährigen, im Berufsleben Inhaber einer Kreativ-Agentur, erkennt man allein schon an seiner sportlichen Laufbahn. Denn aus dem (Ex-)Handballer wurde ein Triathlet. Als Autodidakt und einstiger Nichtschwimmer schaffte er es sogar zum Ironman nach Hawaii, dem härtesten Triathlon der Welt. 2012 war das – die Erfüllung eines Traums. Und er ‚finishte‘. 15mal kam er über die Ironman-Distanz ins Ziel. Reiste dafür rund um die Welt. Spätestens seit dieser Zeit sieht er in Problemen vielmehr Herausforderungen.
Kreativ ist er auch auf der Suche nach neuen Projekten: Er eröffnete ein Lokal, machte einen Abstecher in die Triathlon-Equipment-Branche. Auch eines seiner jüngsten Geschäftsfelder hatte mit seinem einstigen Hobby zu tun: Zusammen mit den großen Ausdauer- und Lauf-Event-Veranstaltern bedruckte er individuelle Finisher-Trikots im Zielraum. Sein Konzept kam gut an, wuchs sich gerade zu einem echten neuen Standbein seiner Agentur Sedworks aus, als die Pandemie dem Start-Up in die Parade fuhr. Keine Events mehr, keine Shirts, keine Aufträge. Dafür aber empfindlich teures Equipment in den Katakomben. Und das wartet darauf, wieder hochgefahren zu werden. Wann das sein wird? Weiß er nicht. Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown. So fühlt es sich für viele Menschen mittlerweile jedenfalls an.
Doch Levetzow wäre nicht Levetzow, wenn er sich nicht an die neuen Umstände anpassen würde. Er ist der Typ Macher, kein Zauderer: „Stillstand ist nix für mich. Zurückschauen noch weniger – das bringt eh nichts.“ Vielmehr blicke er auch in Covid-Zeiten nach vorne. Wie er sich mit der Krise nicht nur arrangieren, sondern ihr begegnen, dem Virus vielleicht sogar ein wenig den Schrecken nehmen könne. Klar, auch mit Blick auf die eigene Existenz und die seiner Mitarbeiter*innen. Aber eben auch im Sinne der Allgemeinheit. Extremsportler mögen als Einzelgänger gelten. Bisweilen als Egozentriker. Doch Levetzow hat bei allem Drang nach Selbstverwirklichung stets auch anderen geholfen, wo er konnte. In seinem privaten Umfeld wird diese Eigenschaft hoch geschätzt. Inmitten der Corona-Krise sind aber längst auch andere froh über diese Hilfsbereitschaft.
Schon vor einem Jahr hatte er damit begonnen, Hygiene- und Sicherheitskonzepte für die Gastronomie zu entwickeln und mit seinem Agenturteam auch umzusetzen. So manches Lokal in der Hansestadt profitierte davon im vergangenen Sommer. Ein Jahr später hat sich nicht nur das Virus verändert, sondern auch der Alltag aller. Unweigerlich. Weil noch nicht flächendeckend geimpft werden kann und auch die Testkampagnen hierzulande vielerorts eher holprig gestartet sind, handelte Levetzow einmal mehr. Andere kritisierten Bürokratismus und Verwaltung als Hindernisse unkomplizierter und effizienter Strategien für mehr Sicherheit innerhalb der Bevölkerung. Er analysierte stattdessen Logistik und Organisation sowie die fachlich notwendigen Schritte auf dem Weg zu flächendeckenden und engmaschigen Schnelltests für Firmen. Gerade an den Arbeitsplätzen, so sein Gedanke, müsse man Infektionsrisiken verringern und Ansteckungscluster besser zurückverfolgen können.
Zwar haben sich die persönlichen Meetings aus den Besprechungsräumen ins Home-Office und auf die Bildschirme der Laptops verlagert. Doch dass es immer noch zu viele – unsichere – Treffen und Kontakte in Firmen gibt, ist unstrittig. Wie aber soll sich jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter, jede Geschäftspartnerin und jeder Kunde permanent mit einem Schnelltest schützen, ehe es zur persönlichen Begegnung kommt? Levetzows Lösung: Die Abstriche müssen in den Firmen genommen werden. Durchgeführt von einem mobilen Testzentrum, das an den Arbeitsplatz kommt und auf Wunsch eben die ganze Belegschaft testet.
Gebucht werden die Termine von den Arbeitgeber*innen. Für sie läuft das Procedere so unkompliziert wie möglich ab. „Unsere medizinisch geschulten Teams führen die PoC-Antigen-Schnelltests schnell und einfach vor Ort im Unternehmen durch. Wir bieten einen Rundum-Service“, erklärt Levetzow. „Rundum-Sorglos-Service“, sagt er bewusst nicht. Denn sorglos ist in Zeiten wie diesen ja nichts. Dem Auftraggeber indes wird alles abgenommen: „Wir unterstützen ihn beim gesamten Prozess: Vom Buchungshergang, über Personal, Auswertung und Ergebniszustellung – innerhalb von rund 20 Minuten –, bis hin zur Übermittlung positiver Fälle an das Gesundheitsamt.“ Positive Schnelltests lässt er im Labor per PCR-Test gegenprüfen.
Der zunächst für den Großraum Hamburg angebotene Service richtet sich an alle Selbstzahler: Unternehmen, Behörden, Organisationen, Pflegeheime, aber auch an Privatpersonen, die – wenn dies irgendwann wieder erlaubt ist – beispielsweise eine größere Familienfeier oder einen Theaterbesuch planen. Auch individuelle Hygienekonzepte können im Zuge der Kontaktaufnahme besprochen werden. Unter www.coronaschnelltest.hamburg wird all das beschrieben.
Ob sich die Service-Idee etabliert? Levetzow: „Wir haben die Vorkehrungen entsprechend getroffen, ein Team zusammengestellt und hoffen nun, dass dieses Procedere angenommen wird. Natürlich hoffe ich für uns alle aber auch, dass wir perspektivisch auf ständige Tests verzichten können.“ Wie fast alles in dieser Pandemie wird auch dieses Projekt – vermutlich – etwas Anlaufzeit beanspruchen. Aber konditionell hat der ehemalige Ironman noch immer so einiges auf dem Kasten.
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pixabay.com; Thore Levetzow/Privat
- 04. Mai 2021
- Frank Schneller
Die Corona-Tests kommen zu den Firmen, nicht umgekehrt
Worin andere schier unüberwindbare Hürden sehen, erkennt Thore Levetzow etwas zum drüber springen. Anhalten? Umkehren? Keine Optionen für den Hamburger. In der Pandemie nützt diese Einstellung nicht nur ihm selbst, sondern womöglich auch vielen anderen Menschen: In Form eines von ihm konzipierten mobilen Covid-19-Schnelltestzentrums für Unternehmen.