Falsches Scheinwissen aus dem Internet
Für uns Ärzte nicht unwichtig ist dabei die immer größer werdende Menge an medizinischen Fehlinformationen, die sich in den sozialen Netzen finden lassen. Natürlich schätzen und befürworten wir den oft zitierten „informierten Patienten“. Aber erst kürzlich hat eine große Studie am Australian Institute of Health der Macquarie University in Sydney das Ausmaß der Fehlinformationen gezeigt und vor deren Folgen gewarnt. Demnach geben bis zu einem Drittel der Videos zu Gesundheitsthemen bei YouTube ungenaue oder verzerrte Informationen wieder. Und allein auf den Impf-Seiten bei Facebook stimmen mehr als die Hälfte der Posts nicht mit den offiziellen Richtlinien der ständigen Impfkommission der Bundesrepublik ((STIKO) für die Immunisierung überein und geben damit falsche Informationen wieder. Das kann gefährliche Folgen haben, wenn die Leser und Zuschauer diese Falschinformationen für bare Münze nehmen.Social Media verleitet zu Alkoholkonsum
Eine andere Studie der University of Pennsylvania im US-amerikanischen Philadelphia hat nur sogar einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Social Media und dem Alkoholkonsum minderjähriger Nutzer nachgewiesen. Dazu werteten die Forscher mehr als 9.000 bestehende Datensätze von Social-Media-Nutzern auf Facebook, Twitter, Instagram und Snapchat aus. Das Resultat: Es besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Social-Media-Engagement und Alkoholproblemen, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.Facebook und Co: Weniger ist mehr
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte die Sozialen Medien nicht verteufeln. Sie sind heute zu einem ganz selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft geworden. Aber wie so oft, gilt auch hier der Grundsatz „Weniger ist mehr“.Auch das belegt übrigens eine Studie aus den USA, laut der es einen Kausalzusammenhang zwischen der Nutzungsdauer Sozialer Medien und Problemen mit der psychischen Gesundheit gibt. Das Forscherteam hat herausgefunden, dass die an der Untersuchung teilnehmenden Studenten, die ihre Zeit auf Social Media bewusst auf 30 Minuten pro Tag begrenzten, deutlich seltener unter Depressionen und Einsamkeit litten, als die Vielnutzer. Auch auf den untersuchten Gebieten „Ängste/Sorgen“ und „Angst, etwas zu verpassen“ gab es deutliche Rückgänge. Das Forscherteam leitet daraus die klare Empfehlung ab, die Nutzung der Sozialen Medien ganz bewusst auf 30 Minuten pro Tag zu beschränken.
Dem kann ich mich nur anschließen.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.