Belastungen gehören zum Leben
Im täglichen Gebrauch verwenden wir das Wort „Belastung“ meist in einem negativen Zusammenhang. Der Stress bei der Arbeit, Auseinandersetzungen mit Kollegen oder die Kinder zuhause werden häufig als Belastung empfunden. Im eigentlichen Sinne bedeutet Belastung, dass eine Sache dominiert beziehungsweise mehr Gewicht hat als andere und das ist schneller spürbar. Belastungen gehören aber zum Leben dazu und wir sind von Natur aus so ausgestattet, dass wir damit gut umgehen können.Auch unsere Arbeitswelt ist ohne ein gewisses Maß an Belastung nicht denkbar. Sie spornt an und nötigt uns, sich mit problematischen Arbeitsaufträgen auseinanderzusetzen. Doch jeder geht anders mit den kleinen und großen Herausforderungen in Beruf und Alltag um. Wenn eine Belastung zur Zerreißprobe wird und die Psyche darunter zunehmend leidet, sollte man allerdings schnell handeln.
Reden ist nicht immer Silber
Hat man das Gefühl, sich mit einer spürbaren Belastung konfrontiert zu sehen, sollte man sich die Frage stellen, wie man langfristig gut mit der Situation leben kann. Gibt es beispielsweise einen Ausgleich im Privatleben oder die Möglichkeit, Alternativen in Betracht zu ziehen. Bei diesem Prozess kann die Beratung durch eine neutrale oder fachlich kompetente Person sehr sinnvoll sein. Regel Nummer eins: Ein Problem sollte nicht im Verborgenen bleiben. Oft hilft es, mit einer vertrauten Person über das zu sprechen, was belastet oder gar Angst macht. Dabei geht es nicht unbedingt darum, sich schnell mal alles von der Seele zu reden. Bereits im Gespräch über schwierige Belange zu reflektieren, kann einem helfen, mit der Situation besser klar zu kommen. Hilfestellung kann dabei auch vom Gesprächspartner kommen.Motivierende Gesprächsführung
Die motivierende Gesprächsführung ist eine einfache und effektive Methode, eine betroffene Person zur Eigenreflexion zu bewegen. Sie ist im therapeutischen Umfeld bekannt und kommt dort in vielfältiger Weise zum Einsatz. Doch auch privat und selbst im Beruf kann man schwierige Gespräche mithilfe der motivierenden Gesprächsführung sinnvoll moderieren. Entscheidend ist, im Gespräch bewusst darauf zu achten, offene Fragen zu stellen. Die sogenannten W-Fragen sollten daher verstärkt zum Einsatz kommen.Beispiel: Die Frage: „Du denkst also, du kommst mit der Situation nicht so gut klar?“ ist kontraproduktiv. Der Betroffene kann nur mit ja oder nein antworten und sich am Ende gar irritiert fühlen, was die Offenheit gegenüber dem Problem hemmt. Besser: „Warum hast du das Gefühl, dass du mit der Situation gerade nicht so gut umgehen kannst?“ So wird der Gegenüber fast schon genötigt, über den Sachverhalt genauer nachzudenken, bevor er antwortet. Natürlich ist mit einer Frage das Problem nicht gelöst. Aber das ist auch nicht unbedingt das Ziel eines solchen Gesprächs. Mit weiterführenden W-Fragen kann man den Dingen noch genauer auf den Grund gehen – und was noch viel wichtiger ist: Nachdem der Betroffene zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darüber reflektiert hat, erkennt er im Idealfall, was die problematische Situation ausgelöst haben könnte oder warum sie im Moment so belastend ist.