Mittagsschlaf entspricht dem Biorhythmus
Dabei entspricht der Mittagsschlaf durchaus unserem natürlichen Biorhythmus. Zwar holt sich unser Körper den Großteil seiner Erholung über Nacht. Doch auch tagsüber kommt es zu Leistungstiefs. Dass das ganz normal ist, sieht man auch daran, dass Frühaufsteher in der Regel bereits zwischen 12 und 14 Uhr „einbrechen“. Menschen, die länger wach bleiben, dagegen erst zwischen 16 und 18 Uhr.Während dieser Leistungstiefs sinkt die Konzentration und die Fehlerrate steigt. Gerade Berufstätige, die den ganzen Tag über „volle Leistung“ bringen müssen, profitieren nicht zuletzt darum ganz besonders, wenn sie für ein paar Minuten die Augen schließen.
Richtig „mittagsschlafen“
Dabei sollten Sie aber auf jeden Fall darauf achten, dass Sie nicht zu lange schlafen. Höchstens 30 Minuten – neudeutsch auch gern „powernapping“ genannt – hat sich als „goldene Regel“ bestens bewährt. Sonst geraten Sie nämlich in eine Tiefschlafphase, das Aufwachen fällt schwer und nächtliche Schlafstörungen können die Folge sein.Mittagsschlaf hilft gegen Demenz
Erst kürzlich haben Wissenschaftler des Shanghai Mental Health Center sogar herausgefunden, dass ein regelmäßiger Mittagsschlaf das Demenzrisiko im Alter signifikant verringert. Die Forscher untersuchten dazu die Wirkung des Mittagsschlafs an über 2.000 gesunden Menschen, die sich alle einer ganzen Reihe von Gesundheitschecks und kognitiven Untersuchungen unterziehen mussten. Dazu zählte unter anderem auch der sogenannte Mini-Mental-Status-Test, kurz MMST, der der Erfassung kognitiver Störungen dient und eine hohe Aussagekraft über die Diagnose Demenz hat.Das Resultat: Die MMSR-Werte für die kognitive Leistungsfähigkeit war bei den Mittagsschläfern deutlich höher als bei denjenigen, die keinen Mittagsschlaf hielten. Sowohl bei den visuell-räumlichen Fähigkeiten als auch beim Arbeitsgedächtnis, bei der Aufmerksamkeitsspanne, beim Problemlösungsvermögen, der Ortskenntnis und der verbalen Gewandtheit schnitten die „Schläfer“ besser ab.
Darum mein Tipp: Gönnen Sie sich Ihren Mittagsschlaf, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen gerade die sprichwörtlichen „Augen zufallen“. Allein diese Müdigkeit bedeutet für Ihren Körper bereits Stress. Mit einem Nickerchen bauen Sie diesen Stress wirkungsvoll ab, sind danach gut gelaunt, kreativ und voller neuem Tatendrang. Und schließlich tun Sie damit auch Ihrem Herz-Kreislauf-System etwas Gutes, denn frühere Studien haben gezeigt, dass „Mittagsschläfer“ deutlich seltener unter Herzbeschwerden leiden. Und zudem gibt es mehrere Hinweise in Studien dafür, dass eine regelmäßige Siesta das Leben verlängert.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.