Kuriose Phobien – Teil 1: Die Arztangst Benjamin Thorn/www.pixelio.de

Kuriose Phobien – Teil 1: Die Arztangst

Es gibt zahlreiche Arten von Ängsten. Die Menschen mit einer Phobie sind oft tagtäglich mit ihrer Angst konfrontiert. Manche Phobien sind für gesunde Menschen nachvollziehbar, von anderen haben die wenigsten etwas gehört. Wir haben uns einige verschiedene Phobien und entsprechende Geschichte dazu angesehen…

Wer kennt nicht das Bild der Hausfrau, die beim Putzen eine Maus oder eine Spinne entdeckt und völlig hysterisch zu schreien beginnt. Was in Cartoons und Filmen für Gelächter sorgt, kann im wirklichen Leben für die Betroffenen eine wahre Lebensbedrohung darstellen. Denn mit dem Einsetzen der Angst fängt der Puls an zu rasen. Im Körper wird das „Überlebenshormon“ Adrenalin ausgeschüttet, das Herz droht zu kollabieren. Ganz abgesehen von den Flucht- und Ausweichreaktionen, die bei Panikattacken ausgelöst werden und den Körper lenken. Die Verängstigten werden zu unüberlegten Reaktionen verleitet, die in einem Unfall enden können. Bei ausgeprägten Angstattacken kann der Betroffene sogar ohnmächtig werden.

Das Beispiel mit einer Maus oder einer Spinne ist geläufig. Doch gibt es ganz andere Phobien, die landläufig unbekannt sind und bei vielen Menschen auf Unverständnis stoßen. Phobien können sich gegen Menschen, Situationen, Gegenstände und Tätigkeiten richten. Die Angstreaktionen können unterschiedlich ausgeprägt sein und sind vom betroffenen Individuum abhängig. Genauso individuell können die Auslösemomente sein. Kennt man einmal die Geschichte eines Betroffenen, kann man zumindest nachvollziehen, warum eine Person phobisch auf bestimmte Dinge reagiert. Denn für die Betroffenen ist nicht nur die Angst an sich ein Problem, sondern auch das Unverständnis und Unsensibilität seiner Umwelt.

Aus diesem Grunde steigen wir nun in Welt einiger Betroffener ein und betrachten die Dinge aus ihrer Perspektive:

Arztphobie

Die „Engel in weiß“ können angsteinflößend sein. Begibt man sich in ihre Hände, ist man ihnen fast hilflos ausgeliefert. Dieses sensible, auf Vertrauen basierende Verhältnis kann durch kleinste Enttäuschungen erschüttert werden. In einigen Fällen hat dies eine Arztphobie zur Folge. So erging es beispielsweise einer Studentin, die während ihrer Abschlussprüfungen stressbedingt einen hohen Blutdruck hatte. Der behandelnde Arzt hatte wenig Verständnis für ihre Situation und mahnte sie mit erhobener Stimme an, blutdrucksenkende Mittel zu nehmen. Von dieser Begegnung vermeintlich unbeeindruckt, nahm sie die Medikamente nicht und nach den Prüfungen ging es ihr auch wieder besser. Bis sie Jahre später aufgrund ihrer Schwangerschaft wieder gehäuft zum Arzt gehen musste. Man stellte bei ihr fest, dass sie bei jedem Arztbesuch einen extrem hohen Blutdruck aufwies. Zuhause senkte sich dieser wieder auf ein normales Niveau.

Menschen mit Arztphobie gehen hohe Risiken ein, um einen Arztbesuch zu vermeiden. Sie haben Angst, sobald sie weiße Kittel sehen. Sie reagieren panisch bei Spritzen und Blut. So kommt es vor, dass Betroffene jahrelang Ärzten aus dem Weg gehen. Sie verschleppen Krankheiten und Infekte. Sie halten große Schmerzen aus, nur um einer ärztlichen Behandlung zu entgehen.

In Deutschland leiden etwa drei Prozent unter einer Arztphobie. Die moderne Psychologie bietet unterschiedliche Möglichkeiten diese zu heilen. Bekannt ist unter anderem die Anspannungsmethode, bei der die Patienten durch sekundenschnelles Anspannen der Körpermuskulatur verhindern können, ohnmächtig zu werden. Diese ist vor allem dann hilfreich, wenn der Patient beispielsweise eine ausgeprägte Angst vor Spritzen hat. Auch positive Imagination im Rahmen einer Hypnotherapie gehört zu den bekannten Therapieformen. Hier sollen sich die Patienten in ruhiger, entspannter Verfassung den nächsten Arztbesuch vorstellen. Für gewöhnlich können schon wenige Therapiestunden bei der Arztphobie Wirkung zeigen.

Zugegeben lässt sich eine Arztphobie noch leicht nachvollziehen. Wer mag schon gerne Spritzen und Blut? Beide Bilder werden von dem meisten mit Schmerzen assoziiert und gehören nicht gerade zu den bevorzugten Themen. Doch was ist mit einer Knoblauchangst oder der Angst, ohne Handy zu sein? Sind solche Ängste für „Normalsterbliche“ nachvollziehbar? Das gilt es in der nächsten Folge herauszufinden...