Regelmäßiges Gehirn-Training hilft
Bisher war man auf Basis diverser Untersuchungen davon ausgegangen, dass geistige Aktivitäten in der Freizeit kaum oder sogar gar keinen Einfluss darauf haben, ob jemand an Demenz erkrankt. Umso interessanter ist darum eine aktuelle Studie aus Großbritannien. Forscher des University College London haben nun nämlich herausgefunden, dass für Menschen mit geistig besonders anspruchsvollen Berufen im Alter ein signifikant geringeres Demenzrisiko besteht.Die Ergebnisse basieren auf Untersuchungen mit insgesamt über 100.000 Beteiligten aus Großbritannien, Europa und den USA, die über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahre begleitet wurden. Dabei wurde ihre kognitive Stimulation am Arbeitsplatz zu Beginn der Studie erhoben und anschließend beobachtet, ob und wann sie an Demenz erkrankten. Das Resultat: Aktive Tätigkeiten mit anspruchsvollen Aufgaben und einem hohen Entscheidungsspielraum führten zu deutlich weniger Demenz-Erkrankungen.
Die Forscher vermuten, dass der Widerspruch zu den bisherigen Studien darin begründet ist, dass anregende geistige Tätigkeiten in der Freizeit oftmals zu gering sind, um das Gehirn wirklich zu stimulieren. Anregende Berufe dagegen erzeugen eine deutlich höhere Stimulanz. Gleichzeitig zeigt das aber auch: Wer sein Gehirn regelmäßig und ausgiebig „trainiert“, kann sein Demenzrisiko senken. Je mehr, desto besser.
Maske „schadet“ bei der Behandlung
Auch wenn Demenz in der Regel nicht heilbar ist, gibt es heute gute Therapiemöglichkeiten, mit denen die Erkrankung zumindest verzögert werden kann. Neben Medikamenten zählen dazu auch – je nach Krankheitsbild – Verhaltenstherapien und kognitives Training. Und genau darum habe ich das Thema COVID-19 zu Beginn erwähnt. Forscher des Max-Planck-Instituts haben jetzt nämlich warnend darauf hingewiesen, dass und wie sich das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes negativ für Demenz-Kranke auswirken kann.Ihre Begründung: Durch den Schutz können Emotionen und mentale Zustände nur sehr schwer erkannt werden. Ältere und Menschen mit Demenz sind aber sowieso schon in ihrer sozialen Kognition beeinträchtigt. Das könne dazu führen, dass sich kognitive Abbauprozesse deutlich beschleunigen. Tests zeigten zudem, dass Ältere insgesamt große Probleme hatten, Gemütslagen nur anhand der Augen zu erkennen.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.