Begünstigt werden kann ein Hörsturz schließlich ebenso durch Blutdruckschwankungen, einen Schlaganfall, Stoffwechselprobleme wie Diabetes mellitus oder Herzerkrankungen, die zu Gefäßveränderungen im Innenohr führen. Auch Virusinfekte und bakterielle Infektionen des Innenohrs werden als Ursachen diskutiert. Auch Zigaretten rauchen dürfte eine wichtige Rolle spielen.
Und ebenso vielfältig wie die genannten Gründe sind natürlich auch die gezielten Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist ein Hörsturz?
Normalerweise gelangt der Schall durch den Gehörgang zum Mittelohr. Dort leiten das Trommelfell und die Gehörknöchelchen die Signale weiter an das Innenohr, das die Schalleindrücke in Nervensignale umwandelt und zum Gehirn schickt. Bei einem Hörsturz funktioniert die Schallumwandlung im Innenohr nicht mehr richtig, weil die dortigen Hör-Sinneszellen – die Haarzellen – nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.Die Betroffen hören von einem Moment auf den anderen meistens auf einem Ohr nichts mehr – oder nur noch stark gedämpft. Häufig leiden sie unter störenden Geräuschen, etwa unter einem Fiepen, und verspüren ein Druckgefühl im Ohr. Einige klagen auch über Schwindel.
Das gefährliche dabei: hält dieser Zustand über einen längeren Zeitraum an, können die Haarzellen absterben. Das Hörvermögen bleibt dauerhaft geschädigt, denn die Haarzellen regenerieren sich nicht. Ein Tinnitus oder Schwerhörigkeit sind die Folge.
Was sagt die Wissenschaft?
Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es bis heute keine einheitliche Therapie. Während es beispielsweise in den USA zumindest bei einem leichten Hörsturz häufig heißt „Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich ein paar Tage aus“ hat sich bei uns in Deutschland in den vergangenen Jahren eine Therapie mit kortisonhaltigen oder kortisonähnlichen Medikamenten durchgesetzt, die oftmals helfen.Um die Wirksamkeit wissenschaftlich zu bestätigen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung derzeit die sogenannte HODOKORT-Studie, an der sich rund 40 Studienzentren (HNO-Kliniken und HNO-Praxen) im gesamten Bundesgebiet beteiligen.
Wie soll ich mich verhalten?
Weil ein Hörsturz schon nach kurzer Zeit bleibende Schäden hervorrufen kann, sollten Sie auf jeden Fall sofort einen HNO-Arzt aufsuchen. Er wird gemeinsam mit Ihnen die möglichen Ursachen eingrenzen und eine Therapie vorschlagen. Sollten Sie gleichzeitig unter starken Verspannung im Nackenbereich leiden, sollten Sie eventuell auch mit einem Orthopäden reden.Nehmen Sie den Hörsturz bitte nicht auf die sprichwörtliche leichte Schulter. Erst jüngst hat eine Studie aus Südkorea nachgewiesen, dass nach einem Hörsturz auch das Risiko für einen Schlaganfall signifikant ansteigt. Auch, wenn nicht klar ist, ob der Hörsturz wirklich ein erstes Anzeichen war, oder ob die Betroffenen nicht durch beispielsweise Rauchen oder Alkoholkonsum sowieso zur Risikogruppe zählten, sollte Sie diese Studie – und ich wähle diese Formulierung in diesem Zusammenhang ganz bewusst – auf jeden Fall aufhorchen lassen.
Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.