Früherkennung erhöht die Heilungschancen
Dabei gilt – wie übrigens bei vielen anderen Krebsarten auch: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Gerade bei der Brustkrebsfrüherkennung hat sich dabei in den vergangenen Jahren sehr viel getan. Das Resultat: selbst mit althergebrachten Methoden wie der Operation, der Bestrahlung oder einer Chemotherapie hat sich das Todesrisiko deutlich verringert. Gleichzeitig werden aktuell neue Diagnoseformen entwickelt, unter anderem um schon so früh wie möglich gutartige von bösartigen Tumoren entscheiden zu können. Insgesamt hat das dazu geführt, dass inzwischen 80 Prozent aller betroffenen Frauen länger als fünf Jahre überleben.Vorsicht vor Folgeerkrankungen
Allerdings beziehen sich all diese Zahlen ausschließlich auf die eigentliche Erkrankung: den Brustkrebs. Schon 2013 hatte eine britische Studie jedoch gezeigt, dass die Strahlentherapie einer Mammakarzinom-Behandlung auch zu einer Veränderung der Herzkranzgefäße führen kann. Damals zeigte sich, dass das Herzinfarktrisiko abhängig von der Höhe der Strahlendosis ansteigt. Gleichzeitig erhöhen die bei Brustkrebs häufig verschriebenen Antiöstrogene das Thrombose-Risiko.Diese Forschungsergebnisse wurden nun ganz aktuell durch eine Studie aus Brasilien bestätigt. Die brasilianischen Forscher untersuchten rund 300 Frauen. Ein Drittel davon hatte die Brustkrebstherapie beendet. Die anderen zwei Drittel waren gesund und hatten nie zuvor eine Brustkrebserkrankung. Alle Frauen waren 45 Jahre oder älter, hatten ihre Menopause bereits hinter sich und verfügten über ein gesundes Herz.
Beim Vergleich zeigte sich, dass die Frauen mit einer behandelten Brustkrebserkrankung deutlich häufiger an Diabetes erkrankten und zu starkem Übergewicht neigten. Typische Faktoren, die auch das Risiko für einen Herzinfarkt signifikant steigern. Das besonders schockierende: Die Effekte waren schon fünf Jahre nach der Brustkrebstherapie nachweisbar und hielten über 30 Jahre an.
Darauf sollten Brustkrebs-Patientinnen achten
Darum möchte ich an dieser Stelle ein deutliches Plädoyer nicht nur an die Patientinnen, sondern auch an meine Kolleginnen und Kollegen richten: Die Nachsorge bei Krebspatienten ist sehr wichtig. Sie sollte aber nicht nur die Krebserkrankung umfassen. Vielmehr muss sie auch den Gesamtzustand der Patientinnen einbeziehen. Denn was nützt es, wenn es dann am Ende doch so ausgeht, wie sinngemäß umgangssprachlich oft gespottet wird: Krebs geheilt, Patientin tot.Zur Person
Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.