Nierenschwäche kann Demenz begünstigen Thomas B. auf Pixabay

Nierenschwäche kann Demenz begünstigen

Unsere Nieren leisten lebenswichtige Arbeit. Funktionieren sie nicht richtig, kann das sogar zum Tod führen. Eine neue Studie zeigt nun, dass auch Demenz eine mögliche Folge sein kann. Informationen rund um den menschlichen Körper und die Gesundheit – erklärt von Prof. Dr. Curt Diehm.
Die Nieren sind eine Art „Klärwerk“ unseres Körpers und reinigen ihn von schädlichen Substanzen, regulieren zusätzlich den Blutdruck sowie den Wasser- und Salzhaushalt. Doch damit nicht genug. Auch bei der Bildung einer ganzen Reihe lebenswichtiger Hormone spielen sie eine Rolle und sind unter anderem auch für die Blutbildung, die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D sowie vielen andere Prozesse in unserem Körper (mit-)verantwortlich.

Jeden Tag filtern sie bis zu 300-mal unser Blut und leisten dabei wahrlich beachtliches, denn insgesamt fließen täglich bis zu 1.800 Liter durch unsere Nieren.

Wenn die Nieren schlapp machen

Durch verschiedenste Einflüsse kann die Funktion und Leistung unserer Nieren jedoch empfindlich gestört werden. Neben unseren typischen „Zivilisationskrankheiten“ wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck können auch Nierensteine, Tumore oder die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln die Nierenfunktion stören. Ob dadurch Schäden entstehen, merken die Betroffenen in der Regel erst viel zu spät, denn selbst mit eingeschränkter Funktion erledigen die Nieren noch relativ lange ihre Aufgaben.

Wir Mediziner können das dagegen schon relativ früh anhand einer Blut- und Urinuntersuchung erkennen. Rechtzeitig diagnostiziert lassen sich Nierenschäden zwar meistens nicht rückgängig machen, doch Medikamente können zumindest ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Studie warnt: Demenz als Folgeerkrankung

Vor den möglichen Langzeitfolgen einer Nierenschwäche warnt aktuell auch eine Studie des schwedischen Karolinska Instituts. Die Forscher haben dazu die Daten von fast 330.000 Schwedinnen und Schweden im Alter von über 65 Jahren genutzt, die in Stockholm medizinisch versorgt und anschließend über fünf Jahre begleitet wurden.

Das Resultat: Mit der Verringerung der Nierenfunktion nahm die Zahl der Demenzfälle signifikant zu. Bei Personen mit einer schweren Nierenerkrankung oder einer Filtrationsrate von weniger als 30 ml pro Minute kam es zu fast fünfmal mehr Demenzfällen als bei denjenigen, bei denen die Nieren normal funktionierten und zwischen 90 und 104 ml pro Minute filterten.

Nachdem die Wissenschaftler auch noch andere bekannte Risikofaktoren für Demenz wie Rauchen, Alkoholkonsum, Bluthochdruck und Diabetes berücksichtigt hatten, konnten sie nachweisen: Bei chronischen Nierenerkrankungen steigt das Demenzrisiko um mehr als 70 Prozent gegenüber Menschen mit normaler Nierenfunktion.

Darum meine dringende Bitte – insbesondere, wenn Sie zu einer der genannten Risikogruppen gehören: Lassen Sie Ihre Nierenwerte regelmäßig überprüfen. Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch hilft Früherkennung, Spätschäden zu vermeiden.

Und in diesem Zusammenhang möchte ich gleich auch mit einem weit verbreiteten Vorurteil aufräumen: Viel Trinken kann zwar das Risiko für Nierensteine vermindern, die Nierenfunktion insgesamt verbessert es aber nicht. Einige Untersuchungen deuten im Gegenteil sogar darauf hin, dass ein zu viel an Flüssigkeit die Nieren sogar Schwächen kann.

Zur Person

Prof. Dr. med. Curt Diehm zählt zu den führenden Medizinern im Südwesten Deutschlands, er ist Autor zahlreicher Fach- und Patientenbücher und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßmedizin. Seit Mitte 2014 leitet er als Ärztlicher Direktor die renommierte Max Grundig Klinik in Bühl. Alle Beiträge dieser Serie zum Nachlesen unter www.max-grundig-klinik.de.