Ob ein politischer Bruderkuss oder der romantische Abschiedskuss bei einem Pärchen, der Kuss ist ein Ausdruck der Liebe, der Zuneigung und der Freundschaft. Küssen gehört jedoch nicht nur zu den angenehmsten Zeitvertreiben der Menschen, sondern stellt auch ein interessantes Forschungsgebiet dar. Ganze Gruppen von Wissenschaftler widmen sich dem Phänomen Kuss, seiner Entstehung und seinen Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit.
Wie kam es zum Kuss?
Viele Forscher sehen in der Funktion des Mundes als Nahrungseingang und –ausgang den möglichen Ursprung für unser Kussverhalten. Noch heute kann man z.B. bei einigen Primatenarten beobachten, dass sie ihren Jungen Vorgekautes zum Essen reichen. Dies stellt eine der höchsten Formen des vertrauensvollen Umgangs zwischen zwei Individuen dar, woraus sich das Küssen entwickelt haben könnte. Schöner und wahrscheinlicher ist es jedoch, dass das Küssen eine weiterentwickelte Form der Partnerauslese darstellt. Da in unserem Gesicht fast alle Sinnesorgane zusammenlaufen, bietet es sich zur Partnererforschung an, einander mit dem Köpfen so gut es geht zu nähern. Das hängt vor allem mit unserem Geruchssinn zusammen. Denn hier sind Menschen wie auch Tiere fähig, Gerüche aufzunehmen, die Auskunft über genetische Beschaffenheit des Partners geben. Aus diesem ursprünglichen und instinktiven „Kennenlern-Verhalten“ könnte sich laut Verhaltensforschung das Küssen ergeben haben.
Küssen ist gesund
Küssen wird allgemeinhin als eine sehr intensive zwischenmenschliche Interaktion erlebt. Doch treten auch extreme physische Reaktionen auf. Bei einem ausgiebigen Küssen zwischen Frau und Mann, wird der Körperhaushalt geradezu zum Kochen gebracht. Das Herz-Kreislauf-System beschleunigt sich, die Atmung wird schneller und es werden die verschiedensten Hormone freigesetzt. Doch ist Küssen gesund? Laut Umfrage fühlen sich mehr als 82 Prozent der Deutschen nach dem Küssen besser und wohler.
Aber auch in der Immunologie und der Mikrobiologie wird dem Küssen eine gesundheitsfördernde Wirkung bescheinigt. Wer in seinem Leben viel küsst und geküsst wird, hat z.B. nach den Forschungsergebnissen der amerikanischen Gesellschaft für Sexualverhalten, bessere gesundheitliche Werte.
Zum einen hängt es damit zusammen, dass beim Küssen Speichel ausgetauscht wird. Dabei gelangen unter anderem auch Bakterien in den Körper. Daraufhin aktiviert das Immunsystem Abwehrzellen im Blutkreislauf, die die ungebetenen Gäste eliminieren sollen. Auf diese Weise wirkt das Küssen wie eine Art Schluckimpfung, die das körpereigene Abwehrsystem belebt und in Schwung hält.
Küssen wirkt aber nicht nur im biologischen Sinne positiv auf den Körper. Küssen kann zum anderen auch unseren Hormonhaushalt positiv beeinflussen. Während eines Kusses werden Serotonine und Endorphine freigesetzt. Diese Hormone sind gemeinhin als Glückshormone bekannt und sorgen für einen aufgehellten Gemütszustand. Wir fühlen ist dabei einfach herrlich wohl und glücklich.
Ein weiterer wichtiger biochemischer Vorgang, der durch das Küssen ausgelöst wird, ist der Abbau von Stress. Beim Küssen werden die Hormone Adrenalin und Dopamin ausgeschüttet, die die Schmerzempfindungen hemmen. Gleichzeitig wird das Stresshormon Kortisol ausgeschaltet. Wir fühlen uns entspannt und ruhig.
Weitere gesundheitsförderliche Aspekte sind beispielsweise ein verstärkter Kalorienverbrauch. Laut einer Studie aus Österreich soll man beim Küssen genauso viele Kalorien verbrauchen, wie ein Läufer auf einer Strecke von 100 Metern. Aber Küssen soll auch schön machen. Beim einen intensiven Lippenbekenntnis sind 34 Muskeln beteiligt. Vermehrte Kusseinheiten täglich sind hierbei nicht nur effektiver sondern auch angenehmer als Gesichtsmuskel-Gymnastik und sorgen für eine straffe, pralle Haut.
Küssen kann auch ungesund sein!
Die genannten positiven Wirkungen des Küssens sollten jedoch keinesfalls als Freischein für hemmungsloses „Durch-die-Gegend-Knutschen“ verstanden werden. Regelmäßiges Fremdküssen kann auch gesundheitliche Gefahren bergen. Wie bereits angesprochen werden beim Küssen Speichelflüssigkeiten ausgetauscht. Diese enthalten die verschiedensten Bakterien und Viren. Krankheiten wie pfeiffersches Drüsenfieber, Herpes und Hepatitis können dabei übertragen werden. Wenn auch eher unwahrscheinlich, besteht sogar die nachgewiesene Möglichkeit einer Übertragung von HIV. Zwar erfolgt die Übertragung nicht über den Speichel, doch können diese über offene Wunden im Mund- und Lippenbereich übertragen werden. Umso wichtiger ist es hier, bei solchen Wunden ein Küssen von Fremden zu vermeiden.